Wirkungsbeobachtung: Kinderprogramme in Südasien

Kinderentwicklungsprogramme stehen schon seit vielen Jahren im Zentrum der Arbeit von Helping Hands e.V. Sogenannte „Kinderzentren“ werden in zahlreichen Ländern unterstützt und sind oft auch eine Komponente anderer Entwicklungsprojekte, um diese wirklich nachhaltig zu machen. Dabei hat sich das Konzept der Kinderzentren bzw. Kinderentwicklungsprogramme über die Jahre hinweg stark verändert, da aus Wirkungsbeobachtungen wichtige Schlüsse gezogen und in den nächsten Projekten umgesetzt wurden. Wenn wir heute von „Kinderzentren“ sprechen, meinen wir damit das Konzept der „Child-Focussed Community Development“ (CFCDP), also auf Kinder ausgerichtete Dorfentwicklungsprogramme, ein sehr nachhaltiges, ganzheitliches Konzept, das wirkliche Veränderung schafft. In Südasien wurde zuerst auf dieses Modell umgestiegen, da die Erfahrungen zeigten, dass das „CFCDP“ erheblich erfolgversprechender ist als die Kinderprogramme, mit denen vor 20 Jahren dort begonnen wurde. Die Prinzipien, die in Südasien durch langjährige Wirkungsbeobachtung herausgearbeitet wurden, werden heute auch in Kinderentwicklungsprogrammen in anderen Ländern angewandt; so zum Beispiel in dem unter Mitarbeit von Helping Hands gegründeten Kinderzentrum in Albanien.

Über diese Entwicklung und die langjährigen Erfahrungen in Südasien berichtet unser 1. Vorsitzender Dr. Hermann Gschwandtner:

“Unser heutiges Konzept für Kinderentwicklungsprogramme hat einen langen Weg hinter sich. Die Ergebnisse der ersten Projekte führten dazu, die Programme immer neu zu überdenken und zu verbessern. Zudem hat die Zusammenarbeit in einem internationalen Netzwerk und die Zusammenarbeit bzw. Gespräche mit anderen internationalen und nationalen Partnern zu weiteren Erkenntnissen und Verbesserungen geführt.

Die Arbeit begann mit medizinischer Hilfe für werdende und junge Mütter. Die mangelnde Ausbildung und daraus folgende Armut der Familien führte bei aller medizinischen Hilfe zu teilweise dramatischer Unterernährung. Deshalb wurde ein Programm für Erwachsenenbildung und praktische Ausbildung von Frauen begonnen, da Frauen normalerweise ihre Einnahmen eher für das Wohl der Familie einsetzen. Auf diese Weise war eine Grundlage für erfolgreiche Kinderentwicklungsprogramme gelegt.

Südasien wird oft von natürlichen Katastrophen heimgesucht. Eine internationale Partnerorganisation bot ihre Unterstützung an und ging auch einen zweiten Schritt für langfristige Hilfe gegen die Unterernährung. Zugleich stellte eine Stiftung Geld zur Verfügung, um ein erfolgreiches Programm für „Nutritional Rehabilitation“ vor allem mit Kindern aufzubauen und zu testen. Die Lernerfolge und Ergebnisse all dieser Projekte flossen zusammen, um ein einigermaßen erfolgreiches Konzept für Kinderentwicklungsprogramme aufzubauen. Aufgrund des Gelernten ergaben sich folgende Grundprinzipien:

Bildung: Ohne eine ordentliche Ausbildung haben die Kinder keine Zukunft außer der, von den Hilfen anderer abhängig zu sein (z.B. Staat, internationale Hilfsorganisationen etc.).
Gesundheit: In vielen unterentwickelten Ländern stirbt ein großer Teil der Kinder, ehe sie das fünfte Lebensjahr erreichen. Dies führt nicht nur zu einer extrem hohen Geburtenrate (Kinder sind die „Altersversicherung“ der Eltern), sondern auch zu einer sehr niedrigen Gesamtlebensdauer. Im Übrigen ist der Lernerfolg der Überlebenden sehr niedrig, da sie unterernährt und oft krank sind.
Wirtschaftliches Umfeld: Wer in einem extrem armen Umfeld aufwächst, hat nicht nur Probleme gesund zu sein und einen Lernerfolg zu erzielen, sondern alle wohlgemeinten Schritte sind langfristig zum Misserfolg verdammt. Deshalb muss den Eltern (besonders den Frauen) die Chance eröffnet werden, finanziell besser zu stehen.
Soziales Umfeld: Meist hat die Armut einen sozialen Hintergrund. So werden z.B. in Südasien Millionen in Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnisse gezwungen, die einer Sklavenarbeit gleichen. Daneben gibt es vielfach Kinderheiraten (13-14 Jahre), auch wenn dies staatlich verboten ist. Dieser Teil des Programms hilft den Kindern und ihren Eltern, dies zu erkennen und dagegen gemeinsam anzugehen.
Geistliches/Geistiges Umfeld: Jedes Kinderprogramm besteht in einem staatlichen und kulturellen Kontext, der berücksichtigt werden sollte. Zudem sind oft Abhängigkeiten vorhanden, die überwunden werden müssen, wenn ein Kinderentwicklungsprogramm von bleibendem Erfolg gekrönt sein soll (Bsp. Gedanken wie „abhängig zu sein ist meine Bestimmung“; „wahrscheinlich habe ich mich in einem früheren Leben schlecht benommen und muss deshalb jetzt leiden“ etc.). Anders ausgedrückt, viele Probleme bestehen zunächst im Denken und müssen bei der Gesamtarbeit berücksichtigt werden.

Natürlich können die Grundprinzipien zu verschiedenen Formen von Kinderentwicklungsprogrammen führen. Deshalb muss immer wieder überprüft werden, ob die Grundprinzipien sinnvoll und erfolgreich umgesetzt werden und wo verbessert werden kann bzw. muss. Da in verschiedenen Ländern verschiedene Partner bei der Umsetzung helfen, werden neben den jährlichen Treffen der Leiter aus verschiedenen Ländern regelmäßige Berichte erwartet (jedes Quartal, jährlich). Zudem werden regelmäßig vergleichende Untersuchungen durchgeführt und die leitenden Mitarbeiter auf internationale Schulungen geschickt; mehreren von ihnen wurde ermöglicht, einen Magister für Child Development zu erwerben. All dies trägt dazu bei, dass die Kinderentwicklungsprogramme Schritt für Schritt verbessert wird und den Kindern, Familien und Dorfgemeinschaften besser dienen.

All dies hat einen Zeitraum von 20 Jahren eingenommen. Verglichen mit dem, was vor 15 oder gar 20 Jahren geschah, wird man einen Unterschied wie Tag und Nacht feststellen. Heute sind viele Kinder, Familien und Dorfgemeinschaften verwandelt und sie schauen mit Zuversicht in die Zukunft.

Ein Hinweis zum Schluss: Da sich die politischen, sozialen und schulischen Gegebenheiten von Land zu Land unterscheiden, sind die Kinderentwicklungsprogramme nicht identisch, sondern werden an diese Lage angeglichen, um ihr am besten gerecht zu werden. Finanziell gesehen werden keinesfalls alle Kinder durch Einzel-Sponsoren abgedeckt, sondern es gibt z.B. auch Einzelpersonen, Organisationen, Kirchengemeinden, Jugendgruppen, etc., die ganze Zentren auf einmal unterstützen.”

 

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