Integratives Kinderzentrum in Ithung/Ghalegaun – Erstes Projektjahr
37 Kinder aus 27 Familien und 38 Kinder aus 34 Familien besuchen das integrative Kinderzentrum an den zwei Standorten in Ithung und Ghalegaun. Dabei wurden gemeinsam mit Dorfvertretern die bedürftigsten Familien ausgewählt.
Als „COVID-19-crisis response“ wurde bereits im Dezember 2020 an beiden Orten je ein Wassertank mit Waschbecken eingerichtet und Schulungen durchgeführt, sodass die Kinder durchgehend Zugang zu sauberem Wasser haben und das, was sie über Hygiene lernen, tatsächlich auch umsetzen können. Die Anlagen werden auch von den Dorffamilien benutzt.
Die beiden Standorte des Kinderzentrums wurden dann im Januar 2021 feierlich eröffnet und jedes Kind erhielt als Weihnachtsgeschenk eine warme Winterjacke. Trotz der Pandemie konnten im ersten Jahr die meisten Aktivitäten zur ganzheitlichen Entwicklung der Kinder durchgeführt werden.
Von Mai bis Anfang September befand sich Nepal im Lockdown. In dieser Zeit konnten keine größeren Präsenzveranstaltungen stattfinden; stattdessen besuchten die Lehrer die Familien (unter Sicherheitsvorkehrungen), gaben u.a. Informationen zur Pandemie weiter, halfen den Kindern individuell bei ihren Schulaufgaben und ermutigten die Familien. Auch in „normalen“ Monaten machen die Lehrer regelmäßige Hausbesuche bei den Familien.
Die 75 Kinder erhalten fünfmal pro Woche von zwei Lehrern und einigen Ehrenamtlichen Nachhilfeunterricht bzw. Hausaufgabenhilfe in den Zentren (6 -9 Uhr morgens in Ghalegaun; nachmittags nach der Schule in Ithung). Für Examen werden sie separat vorbereitet, u.a. durch „Test-Examen“, und Kinder mit Lernschwächen erhalten zusätzliche Förderung. Die Lehrer treffen sich regelmäßig mit den Eltern, um über den Lernfortschritt ihrer Kinder zu sprechen.
„Die Kinder haben viel besser abgeschnitten als bei früheren Prüfungen. Die Dorfbewohner haben kein Geld und keine Zeit, um sich um die Bildung ihrer Kinder zu kümmern, da sie alle aus armen Familien stammen, den ganzen Tag arbeiten und oft selbst keine Schule besucht haben. Die schulische Entwicklung der Kinder hatte für sie keine Priorität, daher gingen früher die Kinder auch nicht regelmäßig zur Schule. Seit es das Kinderzentrum gibt, hat sich auch der Schulbesuch stark verbessert. Der Nachhilfeunterricht hat das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt und ihren Bildungsstand verbessert. Dank dieser Förderung freuen sich die Eltern und auch die Lehrer der Schule über die Fortschritte der Kinder.“
Ein- bis zweimal pro Woche gibt es besondere Aktivitäten wie zum Beispiel Malen und Zeichnen, Handschrift, Dichten und Briefe schreiben, Musik (Gesang) und Tanz; auch gelegentlich Rätsel- oder Aufsatzwettbewerbe und Ausflüge. Zudem wird durch Geschichten (u.a. Biographien von Persönlichkeiten wie Mutter Theresa, Jesus, nationale Gründerhelden usw.) und Veranstaltungen und kulturellen Programmen zu Feiertagen wie dem Weltumwelttag, Tag der Kinder, Weihnachten u.ä. die soziale, kulturelle, moralisch-ethische und geistliche Entwicklung der Kinder gefördert.
„In diesem Quartal wurden einige Programme für die soziale und kulturelle Entwicklung der Kinder organisiert. Anlässlich des Internationalen Kindertages wurde über die Rechte, die soziale Bedeutung und die Verantwortung von Kindern gesprochen. Die Kinder führten Tänze und Gesänge auf. Es wurden Gedichte und Aufsätze über Kinderrechte und soziale Verantwortung vorgetragen.
Die Kinder haben auch gelernt, wie wichtig es ist, die natürlichen Ressourcen zu erhalten. Zudem haben sie an lokalen Festen und Zeremonien teilgenommen wie zum Tag der Reisaussaat, damit die Kinder mit ihren lokalen kulturellen Ritualen vertraut sind. Sie haben über menschliche Werte und Selbsteinschätzung gelernt. Im Rahmen des Weihnachtsprogramms wurden, zusätzlich zu einem Weihnachtsgeschenk für jedes Kind, Preise an die ehrlichsten und regelmäßigsten Schüler vergeben.“
Einmal pro Quartal wird an alle Kinder Schulmaterial (Hefte, Stifte, Buntstifte, Utensilien) verteilt; ebenfalls erhalten die Kinder Schuluniformen. Zum Weihnachtsfest 2021 bekam jedes Kind eine Wintermütze und Socken als Weihnachtsgeschenk.
„Bevor das Kinderzentrum begann, hatten die Kinder, weil die Familien so arm sind, nie genug Schulmaterial, sodass sie wenig Interesse am Lesen, Schreiben und am Schulbesuch hatten. Aber seit bei uns das Schulmaterial verteilt wurde, ist die Begeisterung, zur Schule zu gehen und Hausaufgaben zu machen, viel größer als zuvor! Auch als die Schulen wegen der Pandemie geschlossen waren, konnten die Kinder dank des Schulmaterials zuhause weiter lernen und lesen und schreiben.“
Die Kinder lernen grundlegende Dinge über persönliche Hygiene und Gesundheit (z.B. Händewaschen, Zähneputzen, etc.) und erhalten notwendige Hygieneartikel; die Lehrer schauen in Hausbesuchen, ob das Gelernte umgesetzt wird. Ein Gesundheitshelfer kontrolliert regelmäßig die Gesundheit der Kinder (besonders Ernährungsstatus, Wachstum, Entwurmung; ebenfalls gab es in Zusammenarbeit mit der örtlichen Gesundheitsstation ein Checkup vom Augenarzt).
Durch regelmäßigen Sport und Spiel wird die körperliche Fitness der Kinder trainiert. Dafür wurden auch Sportgeräte angeschafft (für drinnen und draußen). Jeder Tag endet in einem gemeinsamen Spiel und Freitag ist „Sport-Tag“.
„Die Kinder hatten viel Spaß dabei, mit ihren Freunden die verschiedenen Spiele im Zentrum zu spielen.“
An allen fünf Wochentagen erhalten die Kinder während der Pause eine kleine nahrhafte Mahlzeit. Dafür werden regionale Bioprodukte verwendet und kein „Junk Food“ toleriert. Den meisten Eltern fehlen die Kenntnisse über nahrhafte Lebensmittel oder ausgewogene Ernährung; daher ist geplant, die Mütter in Schulungen über nahrhafte Ernährung aufzuklären, sodass sie dies selbst in ihren Familien umsetzen können.
In beiden Dörfern wurde bisher je eine Selbsthilfegruppe gegründet, die eine Satzung aufgestellt und Spar- und Darlehensprogramme initiiert haben; darin sind in Ithung 27 Haushalte involviert und in Ghalegaun 34. Die Gruppen treffen sich regelmäßig, nehmen an Schulungen teil und diskutieren Dorfangelegenheiten. In Ithung spart jeder Haushalt NPR 300 pro Monat, in Ghalegaun NPR 100; dies wurde sogar während des Lockdowns weitergeführt. Bis Jahresende hatten beide Gruppen zusammen NPR 157.400 (ca. EUR 1.200) gespart; dieses Kapital wird in kleinen Darlehen zu niedrigen Zinsraten abwechselnd an Mitglieder der Gruppen ausgegeben und in Einkommensprojekte („income generating activities“) investiert.
Schulungen bzw. bewusstseinsbildende Veranstaltungen und Diskussionen in den Gruppen wurden z.B. zu den folgenden Themen durchgeführt: Hygiene und sanitäre Einrichtungen, Alkoholabhängigkeit und andere soziale Probleme, Bevollmächtigung von Frauen, Selbstständigkeit. Die Selbsthilfegruppen fungieren auch als das Management-Komitee des Kinderzentrums und unterstützen die verschiedenen Aktivitäten, die an beiden Standorten stattfinden.
„Bevor das Programm begann, standen alle alleine da. Sie mussten ihre Probleme einzeln lösen, was schwieriger ist als in einer Gruppe. Nun haben sie eine gute Plattform für Diskussionen, Wissensaustausch und gegenseitige Hilfe. Jetzt wissen sie, wie wichtig es ist, gemeinsam in einer Gruppe zu arbeiten, um Erfolg zu erzielen! Durch die Selbsthilfegruppen und später die Kooperative hoffen sie, ihren wirtschaftlichen Status und die ganze Dorfgemeinschaft zu verbessern.“
Um eine ausgewogene und nahrhafte Ernährung in den Haushalten zu gewährleisten, wurden Schulungen zum Anbau von Wintergemüse angeboten und Saatgut verteilt. Dies fand im Herbst in Ghalegaun statt; die Schulung in Ithung musste aufgrund des Lockdowns verschoben wurden (da es deutlich höher liegt, herrscht hier ein anderes Klima und für den Anbau von Wintergemüse war es zu spät). Zahlreiche Familien haben ihre eigenen Gemüsegärten angelegt und können teilweise bereits daraus ernten. Die Hoffnung ist, dass somit auch die Mangelernährung der Kinder verringert oder beseitigt werden kann. Gemüse, das nicht von der Familie verzehrt wird, wird verkauft und trägt zum Familieneinkommen bei.
Das integrative Kinderzentrum in Ithung und Ghalegaun hatten wir, gemeinsam mit dem integrativen Kinderzentrum in Piluwa (Bericht folgt), als unser Jahresprojekt 2021 gewählt. Der Rückblick basiert auf Berichten von unserem örtlichen Partner. Einen Reisebericht von November 2021 finden Sie in diesem Beitrag.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Spendern, die mit uns diese wichtigen Projekte unterstützt haben! Beide Zentren haben nun mit dem zweiten Jahr begonnen, in dem besonders die Einkommensprojekte (inklusive Viehzucht und Landwirtschaft) für Familien gefördert werden.
In insgesamt ca. fünf Jahren werden die Kinderzentren finanziell selbsttragend sein (im dritten und vierten Jahr nur Teilförderung). Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns, unseren Partner in Nepal und die Familien in Piluwa, Ithung und Ghalegaun dabei unterstützen, dieses Ziel zu erreichen! Spenden Sie bitte mit Vermerk „integrative Kinderzentren Nepal“.