Damit hatte Pastor Timóteo nicht gerechnet: dass die Deutschen seine ganze Kirche auf den Kopf stellen würden. Wie ein kleiner Orkan brachen sie über ihn herein, und nach ein paar Tagen zuckte Timóteo nur noch lachend mit den Schultern: “Ich dachte vorher, ihr wärt ein älteres, ernstes Team. Aber ihr seid ja ein junges verrücktes!”
Ein kleines Café wollte Timóteo einrichten im Vorraum seiner Gemeinde in Porto. Denn gemeinsam einen Kaffee trinken, reden und lachen – in Portugal ist das die Art und Weise, wie sich „Gemeinschaft“ bildet. Und auch den Obdachlosen und bedürftigen Familien, denen die Gemeinde seit vielen Jahren dient, sollte im Café ein Ort geboten werden, wo sie nicht nur Almosen bekommen, sondern sich wohlfühlen können und Respekt und Wertschätzung erfahren.
Aber so ein Café muss ja schließlich auch einladend und gemütlich sein! Also machte sich das paXan-Team nach drei Tagen Kinderprogramm und Tischlerwerkstatt in Braga (aber das ist eine andere Geschichte …) am Donnerstag in Porto mit fröhlichem Schwung und viel Hingabe ans Werk. Zuerst einmal wurde eine Bedarfsanalyse durchgeführt, der Vorraum entleert, alles abgeklebt und Ikea-Expedition Eins und Zwei gestartet. Am Freitag folgte gleich Ikea-Expedition Drei, während im Café schon mal eifrig die Schränke der Theke zusammengebaut wurden, die Wände gestrichen und teils mit Schieferplatten gekachelt und diverse Deko-Elemente vorbereitet wurden. Samstagfrüh konnte man schon einen gewissen Zeitdruck spüren, der, in produktive Energie umgewandelt, für einen zweiten Anstrich, Verlegung der Rohre, diverse andere Arbeiten und die vierte Ikea-Expedition ausreichte. Pünktlich zur Abendessenszeit stand dann auch die *fast* fertige Theke und wurde schon mal gründlich bestaunt: Denn am Samstagabend hatte die Gemeinde einige Obdachlose zu einem Dinner eingeladen, das vom paXan-Team serviert wurde.
Nach einem nicht ganz erholsamen Sonntag und fünf Stunden Schlaf warf sich das Team dann trotzdem am Montagmorgen mit unverändertem Elan in den letzten Marathonarbeitstag. Fünfzehn Stunden später (der letzte Zug nach Braga fährt um 1.15 Uhr :)) war es dann geschafft: alle Bauarbeiten abgeschlossen, die fünfte und letzte Ikea-Expedition glücklich beendet, das Café geputzt, gemütlich eingerichtet und einladend dekoriert. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Bei einem letzten Besuch am Mittwochvormittag durfte dann auch jeder noch einen ersten Kaffee, Latte Macchiato, Espresso oder Tee genießen und das paXan-Café wurde gebührend eingeweiht – sogar schon mit dem ersten „externen“ Gast.
Und damit war auch dieser paXan-Einsatz ein voller Erfolg. Nicht nur, weil das Projekt rechtzeitig fertiggestellt wurde und alle zufrieden auf die erledigte Arbeit schauen können. Sondern auch, weil wir als Team zusammengewachsen sind – ein Team, in dem jeder sein (oder ihr) Äußerstes gegeben und dabei alle sich gegenseitig unterstützt und ermutigt haben, sodass gemeinsam das Ziel erreicht wurde; ein Team, in dem jeder sich angenommen und wertgeschätzt fühlen durfte und jeder auf jeden geachtet hat; ein Team, in dem alle Gaben und Talente zur Geltung gekommen sind und daher alle auf Augenhöhe miteinander umgehen konnten; und schließlich auch ein Team, das viel zusammen gelacht, genossen, gelitten und gelernt hat: kurz gesagt, ein Team, mit dem man die Welt auf den Kopf stellen kann!
Und der Einsatz war nicht zuletzt deshalb ein Erfolg, weil an jedem Tag, in jedem Arbeitsschritt und jedem Schweißtropfen das mitgeklungen ist, was paXan ausmacht: echte Wertschätzung zu vermitteln: den anderen im Team gegenüber, den Mitarbeitern in Braga und Porto, und den ausgegrenzten und oft vergessenen Menschen, denen das Café und unsere Arbeit dienen wird.
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