paXan 2017 Tansania

paXan 2017 Tansania

Das paXan-Team Tansania reiste vom 29. Juli bis 12. August 2017 nach Daressalam. Nelli Bangert berichtet:

Harry. Dieser kleine afrikanische Junge, der mich immer wieder so breit angestrahlt hat, wenn ich ihm begegnet bin. Dieser Junge, der mir geholfen hat, den vielen Müll im Außenbereich der Kirche aufzuräumen. Der manchmal einfach so neben mir saß und sich an mich gekuschelt hat. Der so herzlich gelacht hat. Der mich begleitet hat, wenn ich dann zu unserem Hotel gegangen bin. Harry.

Er war eine Person neben den vielen anderen, die ich auf meinem zweiwöchigen paXan-Einsatz mit 13 weiteren Jungerwachsenen in Tansania kennenlernen durfte – und wohl nie vergessen werde. Er behält einen Platz in meinem Herzen. Neben ihm haben wir natürlich noch so viel mehr Kinder kennengelernt. Jeden Tag brauchte es nur ein kleines Lied und schon versammelte sich ganz rasch eine große Gruppe von Kindern um uns herum und sangen lauthals mit, tanzten mit uns und genossen die Zeit. Immer wieder starteten wir dann auch Sessions speziell für die Kids und bastelten mit ihnen, sangen, tanzten und erzählten ihnen biblische Geschichten. Die Kinder dankten unseren Einsatz mit lautem Lachen und strahlenden Augen – einfach nur schön.

Aber sie liebten uns auch einfach und waren quasi auf der Suche nach uns „Weißen“. Allein schon die blonde Haarfarbe einiger Mädels und eben auch die weiße Hautfarbe zogen die Kinder förmlich an. Irgendwie war ihnen klar, dass wir mit ihnen Zeit verbringen wollten. Auch wenn es auf der einen Seite irgendwie schade ist, dass die Hautfarbe zunächst so vordergründig steht, so ist es auf der anderen Seite doch auch eine Chance: Es brauchte nicht groß eine Aktion, um Kinder auf das Programm aufmerksam zu machen. Die Aufmerksamkeit war allein schon vom „fremden Aussehen“ gegeben. Manchmal allerdings ist es auch ein Nachteil. Nämlich dann, wenn sich innerhalb weniger Minuten im ganzen Dorf herumspricht, dass die Weißen beim Fußballturnier verloren haben. 😀

Neben der Zeit mit den Kindern waren viele aus dem Team auch bei den Leiterschaftsschulungen involviert, die an zwei Orten angeboten wurden. Dafür kamen viele Jugendleiter und Jugendliche zusammen, um miteinander zu lernen und Zeit zu verbringen. Durch Vorträge, Gruppenarbeiten und weitere kreative Elemente wurden sie herausgefordert, ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten in Leiterschaft aber auch im persönlichen Leben wahrzunehmen und sich mit vollem Einsatz zu investieren. Natürlich wurden diese langen Workshop-Tage immer wieder durch Musik und Tanz unterbrochen. Denn was wäre ein Tag ohne Musik? Für unsere afrikanischen Freunde vermutlich kein schöner und gelungener Tag. 🙂 Diese Workshop-Tage waren auch Tage der Begegnung und Ermutigung. Denn es tut doch so gut zu wissen, dass wir als Kirche eine große Familie sind und an einem Strang ziehen.

Für mich waren es ganz bedeutende Momente, wenn im Gespräch die Grenzen der Kulturen gefallen sind und man nicht mehr die scheinbaren Unterschiede sah, sondern vielmehr das Herz des Gesprächspartners. Da sind jetzt nicht mehr länger die afrikanischen Frauen Jenny, Lucia, Mary und Pauline, die arm sind und eine andere Hautfarbe haben und keine Zalando-Pakete bekommen. Nein, da sind meine Freundinnen Jenny, Lucia, Mary und Pauline, die sich gerne schön kleiden, gerne mit Freundinnen lachen und plaudern, Träume haben, Sehnsüchte, mal einen guten und mal einen schlechten Tag haben, Ermutigung brauchen und Ermutigung weitergeben, mit mir ins Nagelstudio gehen und tolle Frisuren machen. Für mich waren es die schönsten Momente, wenn man Herzensbegegnungen hatte und einfach am Leben der anderen teilhaben konnte. Ungeschminkt, unfrisiert – echt.

Und dann gab es die Tage, an denen wir als Team auch mal handwerklich waren und gemeinsam mit unseren afrikanischen Freunden die Kirche innen und außen gestrichen haben. Und im Krankenhaus vor Ort geputzt und aufgeräumt haben. Da war der Spaß vorprogrammiert und es macht auch viel mit der Gruppe: Alle arbeiten gemeinsam für dieselbe Sache. Ganz egal ob Deutscher oder Tansanier – alle packen zusammen an und machen gemeinsam einen Unterschied. Irgendwo wird gesungen, irgendwo wird herzlich gelacht, geschrubbt, gestrichen, aufgeräumt, geputzt, gemalt. Und so dauerte es auch nicht lange, bis das Krankenhaus sauber und die Kirche gestrichen und geputzt war. Natürlich war es auch immer wieder spannend zu sehen, dass alles, was wir als Team gemacht haben, eine Außenwirkung auf das Dorf hatte. Es war halt viel los in der Kirche und das haben auch alle Nachbarn der Gemeinde mitbekommen. Und wer weiß – vielleicht kommt demnächst jemand auch dadurch in die Gemeinde?

Gerade der Abschied am Ende zeigte, wie sehr man einander ins Herz geschlossen hat – man wollte gar nicht mehr weg und irgendwie ist Tansania für unser Team auch Heimat geworden. Die Dankbarkeit und die Freude unserer lieben afrikanischen Freunde lag spürbar in der Luft. Sie haben offensichtlich stark von diesen beiden Wochen profitiert und da hat vermutlich jeder von ihnen ganz eigene Gedanken und Erlebnisse, die seine ganz persönlichen Highlights sind. Aber auch jeder aus dem Team ist persönlich durch diesen paXan-Einsatz gewachsen. Vielleicht durch die Tatsache, dass man seine europäische Komfort-Zone verlassen hat, in einer ganz neuen Kultur und auch Temperatur zurechtkommen musste, mit Krankheiten und Magenproblemen zu kämpfen hatte, in ganz neue Aufgaben reingegangen ist und getrennt war von der Familie und lieben Freunden. Oder auch einfach durch neue Erkenntnisse, persönliche unvergessliche Momente und neuen Freunden in Tansania.

Auch wenn die Reise zu Ende ist – die Eindrücke werden wohl noch lange in mir nachhallen. Sie haben mein Denken stückweise auf den Kopf gestellt und mich geprägt. Bin sehr dankbar für die Zeit. Bin sehr dankbar für Tansania.

 

© 2017 Nelli Bangert/Helping Hands e.V. Bitte diesen Bericht (auch nicht auszugsweise) nicht ohne schriftliche Genehmigung weiterverwenden.

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