„Ich komme aus einem Umfeld, wo Männer viele Frauen heiraten dürfen. Ich war die zweite Frau meines Mannes. Dann heiratete er eine andere und ließ mich allein – mit sechs Kindern. Ich musste einen Weg finden, für sie zu sorgen. Die Arche-Schule half mir mit der Bildung meiner Kinder, während ich auf der Straße um Essen bettelte und um Geld für die Miete.
Das „Small Business Programm“ der Arche ermöglichte mir dann, ein regelmäßiges Einkommen zu erwirtschaften. Noch ist mein kleines Unternehmen nicht völlig selbsttragend, und die Sprachbarriere macht es nicht einfacher, denn ich bin Somali und verstehe kein Swahili. Aber durch Hilfe mit der Übersetzung und wöchentliche Besuche von Janet, der Koordinatorin, hat sich mein Geschäft schon so weit entwickelt, dass ich etwa die Hälfte der Schulkosten meiner Kinder tragen kann, die Miete für ein kleines Zimmer bezahlen und Essen kaufen. Und mein Geschäft entwickelt sich kontinuierlich weiter, dank Janets Mentoring!“ (R.W.)
Von Mai 2024 bis April 2025 führte die Arche-Schule mit unserer Förderung ein Kleinstunternehmen-Programm für die erste Gruppe von Frauen im Kariobangi-Slum in Nairobi, Kenia, durch. Einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie hier.
Das Programm wurde vor Ort kontinuierlich evaluiert und von uns eng begleitet. Aus den Wirkungsbeobachtungen ergaben sich einige Anpassungen bereits während der Projektlaufzeit sowie Erkenntnisse für die nächste Gruppe, die im Juni 2025 mit dem Programm begann.
Zu den Beobachtungen bzw. Erkenntnissen und Anpassungen gehörte unter anderem:
- Nach der ersten Schulung schlug die Leiterin vor, eine weitere Schulung ins Programm mit aufzunehmen. Sie erkannte, dass die Teilnehmerinnen sehr schwierige Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben (Missbrauch, Naturkatastrophen, Opfer politischer Gewalt u.v.m.) und von den Traumata noch stark betroffen sind, wodurch auch ihre Geschäfte beeinträchtigt werden. Damit die Frauen besser im Alltag zurechtkommen, ihre Geschäfte gut weiterführen und adäquat mit Kunden umgehen können, empfahl die Schulungsleiterin ein „Mental Wellness Training“.
-> Die zusätzliche Schulung wurde im Herbst für die erste Gruppe sehr erfolgreich durchgeführt und in die Planung für die nächste Gruppe aufgenommen.
- Nach einiger Zeit wurde offensichtlich, dass die Frauen noch mehr Grundkenntnisse in der Buchführung brauchen. Dies wurde durch regelmäßige „Refresher“-Schulungen und in wöchentlichen Besuchen gefördert.
-> Auch für die neue Gruppe wurde sichergestellt, dass wöchentliche Monitoring-Besuche bei allen Geschäftsfrauen stattfinden, da diese Praxis maßgeblich zum Erfolg des Projektes beigetragen hat.
- Alle Frauen erhielten ein Startkapital und begannen zeitnah, dies aus ihrem Profit zurückzuzahlen. Dies funktionierte in der ersten Gruppe gut, trotzdem betonte die Koordinatorin, dass mehr Variation beim Startkapital sinnvoll ist, da die Frauen sehr unterschiedliche Fähigkeiten und die Geschäfte sehr verschiedenen Umfang haben. Es wird zur Herausforderung, wenn die Teilnehmer ihre Fähigkeit über- oder unterschätzen.
-> Auf diese Tatsache soll in der nächsten Gruppe noch stärker geachtet werden. Alle Frauen müssen einen Businessplan abgeben (wurde bereits in der ersten Gruppe so gehandhabt), der noch stärker geprüft und detailliertes Feedback gegeben werden sollte.
- Im Umfeld der Arche-Schule bzw. im Kariobangi-Slum sind sowohl Analphabetismus als auch die Sprachbarriere tägliche Herausforderungen; einige Frauen kommen aus geflüchteten oder eingewanderten Familien und sprechen kein Swahili. Das war sowohl in den Schulungen als auch im Followup ein Problem.
-> Für die Übersetzung wurden die Kinder zur Hilfe geholt (vor allem an Wochenenden). Es wurde stärkerer Fokus auf korrekte Beschilderung der Ware gelegt; darin wurden die Frauen unterstützt von Freunden und Nachbarn, die lesen und schreiben können. In der nächsten Gruppe muss ebenfalls darauf geachtet werden, dass alle Teilnehmerinnen schon früh gute Bepreisung und Beschilderung lernen.
- Während der Laufzeit fanden starke politisch-motivierte Unruhen im Kariobangi-Slum und anderen Teilen Kenias statt. Dadurch waren die Geschäfte der Frauen beeinträchtigt; einerseits bestand die Gefahr der Plünderung oder Zerstörung, andererseits konnten verderbliche Waren nicht verkauft werden. Das Leitungsteam half den Frauen, ihre Waren zu diversifizieren, sodass dieses Risiko minimiert wurde, und empfahl ihnen, während der Unruhen die Läden geschlossen zu halten. Die meisten Geschäfte überstanden die Zeit ohne größere Schäden; einer Frau wurde das Haus zerstört, und die anderen Frauen legten zusammen und gaben ihr einen Kredit aus der Gruppe, um ihr den Neustart zu ermöglichen.
-> Ratschläge für das richtige Verhalten in ähnlichen Situationen wird als Schulungsinhalt auch für spätere Gruppen aufgenommen.
- Zu Projektende wurde deutlich, dass einige Frauen noch immer Unterstützung bei der Kalkulation der Kosten und Bepreisung der Ware benötigen. Wenn die Ware falsch beschriftet ist, können außerdem Verluste entstehen. Zusätzlich brauchen die Frauen mehr Unterstützung dabei, ihre Angebote an die Marktnachfrage anzupassen.
-> Für die Frauen wird weiter regelmäßiges Mentoring angeboten. Dies erfolgt im Rahmen der Monitoring-Besuche für die nächste Gruppe.
- Insgesamt wurde im Verlauf des Projektes klar, dass die regelmäßigen Besuche mit Mentoring und Monitoring grundlegend für den Erfolg sind und zwischen Koordinatorin und Teilnehmerinnen eine gute Beziehung aufgebaut werden sollte.
-> Aus diesem Grund traf die Koordinatorin sich bereits einige Zeit vor Schulungsbeginn wöchentlich mit der neuen Gruppe für 2025, um Beziehungen aufzubauen, die geschäftlichen Kapazitäten der Teilnehmer zu bewerten und die Frauen zum Sparen zu animieren.