Was tun, wenn es bebt?

Die NES-Schule im Libanon reagiert auf die anhaltenden Nachbeben

Fast 10.000 Nachbeben hat es seit dem 6. Februar im Nahen Osten gegeben – manche Experten meinen, das könnte noch zwei Jahre so weitergehen. Auch im Libanon sind einige dieser Nachbeben zu spüren und versetzen die Menschen in Panik. Und immer wieder erzählt man sich in Beirut, dass bald das eine große Beben kommt, das alles auslöschen wird. Auch jetzt noch, fast einen Monat nach dem ersten Erdbeben, schlafen viele Familien nachts in ihren Autos auf großen Parkplätzen, weil sie ihren baufälligen Häusern nicht trauen, oder sind bei Verwandten untergekommen.

„Jeden Tag kommen deshalb eine Menge Kinder zu spät zur Schule“, berichtet Marlene, die Schulleiterin der NES in Beirut. „Es ist wirklich eine schwierige Zeit für die Kinder.

Aber natürlich haben wir schon damit angefangen, ihnen durch dieses neue Trauma zu helfen. Diese ganze Woche hindurch ist Sara, unsere Psychotherapeutin, in der Schule, und sie hat auch noch Unterstützung von einer zweiten Fachkraft. Die beiden treffen sich mit allen Kindern, die Hilfe brauchen, und mit deren Eltern. Zudem wird Sara für alle Altersgruppen Trauma-Schulungen durchführen und ihnen auch darin helfen, geistig gesund zu bleiben und mit dem Alltag weiterzumachen trotz der Unsicherheit, die überall herrscht.“

Und auch ganz praktische Maßnahmen wurden schon ergriffen. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz – einer der NES-Lehrer hilft dort ehrenamtlich – wurde ein Notfallplan für die Schule erstellt und das Personal dementsprechend geschult. Und auch für die Kinder fanden vor einer Woche Schulungen in drei Altersgruppen statt – altersgerecht für die Kindergartenkinder, die jüngeren Grundschüler und die Mittelstufe. Dabei lernten sie, wie sie sich im Fall eines Erdbebens verhalten sollten, je nachdem ob es sie zuhause trifft, allein oder mit Eltern, in der Schule beim Unterricht oder im Schulhof. Auch eine eventuelle Evakuierung bei einem starken Erdbeben wurde einstudiert und gleich ausprobiert, und das Personal hat eine klare Strategie, wer für was verantwortlich ist und wie sichergestellt werden kann, dass alle Kinder in Sicherheit sind.

Die Angst ist in den letzten Wochen ein ständiger Begleiter im Nahen Osten. Und wieder einmal ist die NES-Schule in Beirut eine Oase des Friedens im Chaos. Denn der Schulbetrieb geht weiter und gibt den Kindern Halt in all der Unsicherheit.

Klasse 4 lernt im Sachkundeunterricht, wie man am gesündesten eine Last aufhebt. Die Mathe-Genies der Grundschule erhalten eine Urkunde. In der 7. Klasse bildet man „zukünftige Wissenschaftler“ aus. Die Kindergartenkinder legen Buchstaben aus Knete (das geht übrigens beim arabischen Alphabet besonders gut). Die Drittklässler lernen ganz kreativ, was der Unterschied zwischen Singular und Plural ist. Und die Allerjüngsten haben viel Spaß dabei, das von zuhause mitgebrachte Gemüse zu betrachten, benennen und schließlich auch aufzuessen! – Nur ein paar „Szenen des Alltags“ an der NES-Schule aus den letzten sieben Tagen … aber es ist dieser „Alltag“, der den Kindern und Lehrern den Mut gibt, weiterzumachen.

Wenn auch Sie „Mut zum Weitermachen“ schenken möchten, dann spenden Sie bitte mit Vermerk „NES Libanon“ oder „Katastrophenhilfe Naher Osten“ über unsere Online-Spende oder per Überweisung auf unser Konto (IBAN: DE56 5075 0094 0000 022394).

E-NEWSLETTER ABONNIEREN

"Engagiert. Erlebt. Erzählt." Immer aktuell!