„Es bricht mir das Herz, wenn ich die Menschen auf den Straßen sehe“

Auch der Libanon ist fast täglich von Erdbeben betroffen

„Es bricht mir das Herz, wenn ich die Menschen auf den Straßen sehe, mitten in der Nacht, auf den Parkplätzen der Supermärkte. Zwar wurde diesmal hier niemand verletzt, aber das Trauma ist schrecklich, der emotionale Schaden; die Leute drehen durch, weil sie im Fernsehen gesehen haben, was in der Türkei passiert ist. Sie drehen durch, sie fangen an zu schreien und rennen nach draußen in ihren Schlafanzügen, in Hausschuhen, sogar in der Unterwäsche.“

Josette M. arbeitet an der NES-Schule in Beirut, Libanon. Dort kümmert sie sich um das emotionale Wohlbefinden und die sozialen Bedürfnisse der 338 Schülerinnen und Schüler. Einige der Kinder haben in den schweren Erdbeben vom 6. Februar nahe Verwandte verloren. Die Beben waren im Libanon sehr deutlich zu spüren; seitdem schläft kaum ein Kind nachts mehr richtig.

Doch im Nahen Osten bebt die Erde weiter – und die Erschütterungen kommen näher. Die starken Nachbeben vom 20. Februar waren im Libanon so heftig zu spüren wie die ersten Beben. Und heute, am 22. Februar, erschütterten drei vergleichbar schwache Erdbeben den Südlibanon, die doch ein Haus zum Einsturz brachten. Das verstärkt die Angst und Panik der Bewohner, wie ein Freund unseres Partners im Libanon beschreibt:

„Es ist ziemlich beängstigend, in diesen Tagen im Libanon zu leben, die Erde bebt alle paar Tage. Zum Glück hatten wir bisher kein starkes Beben im Libanon, aber die Spezialisten sagen, dass wir bald eines haben werden … ich hoffe nur, dass ich dann bei meiner Familie sein werde, wenn es passiert.“

Die Angst der Libanesen ist berechtigt, denn seit der Explosion vom August 2020 und auch noch aufgrund diverser Kriege in der nahen Vergangenheit sind viele Gebäude vor allem in Beirut bereits beschädigt; die extreme Wirtschaftskrise machte grundlegende Sanierungen bisher unmöglich. Schon ein schwächeres Beben könnte in Beirut verheerende Auswirkungen haben.

Deshalb sind wir mit unserem Partner, der NES-Schule im Libanon, täglich in Kontakt, um zu prüfen, welche Maßnahmen notwendig sind, um einerseits die Schüler und ihre Familien zu schützen und andererseits das Schulpersonal darin zu unterstützen, mit Kindern und Familien die Traumata zu verarbeiten. Daneben sind wir natürlich weiterhin im Gespräch mit diversen lokalen Organisationen, um zu sehen, wie umfassendere Hilfe über den Libanon nach Nordsyrien gelangen kann; derzeit sind es vor allem einzelne Wagenladungen, die ohne langwierige Genehmigungen die Grenze passieren können – aber jede Hilfe zählt.

Die Menschen im Libanon und Nordsyrien brauchen Ihre Unterstützung! Bitte spenden Sie mit Vermerk „Katastrophenhilfe Naher Osten“ oder „NES Libanon“ über unsere Online-Spende oder per Überweisung auf unser Konto (IBAN: DE56 5075 0094 0000 022394).

Hier hören Sie in einem Video-Bericht von Josette M., welche Auswirkungen die aktuelle Lage auf die NES-Schüler hat.

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