Es war der Moment, in dem unsere Freunde zum ersten Mal ihre neue Werkstatt benutzen durften, der uns wohl am meisten in Erinnerung bleiben wird: die Freude auf ihren Gesichtern, diese Zufriedenheit, der Stolz, dass sie nun endlich selbst sägen, schmirgeln und schrauben konnten. Eine Woche lang hatten sie sich im Hintergrund gehalten, hatten geduldig gewartet, während Werkstatt und Gartenraum langsam entstanden, immer mal interessiert aber diskret hereingelugt, was die deutschen Besucher so alles schufen.
Und auch für uns als paXan-Team war dieser Montag ein ganz besonderer Tag. Acht Arbeitstage lang hatten wir zu Siebt – mit gelegentlicher weißrussischer, russischer und italienischer Unterstützung – in Kooperation mit einem staatlichen Sozialzentrum in Minsk an drei Projekten gearbeitet. In einem Gebäude des Sozialzentrums durften wir für Menschen mit Behinderung eine Holzwerkstatt einrichten, in der jetzt Vogelhäuschen zum Verkauf hergestellt werden, sowie einen „Gartenraum“ gestalten, der einerseits als gemütlicher Raum der Entspannung dient und andererseits mit vier portablen Hochbeeten und Anzucht aus Samen auch zum Erwerb beiträgt. Zeitgleich wurde in einem anderen Gebäude des Sozialzentrums ein Kinderraum kleinkindersicher renoviert und mit einem beeindruckenden Wandgemälde verziert. Und zusätzlich fand in diesem Gebäude nachmittags noch unser traditionelles Kinderprogramm statt: Von Montag bis Freitag spielten, sangen, erzählten, bastelten und lachten wir mit bis zu 25 Kindern aus sozialschwachen Familien, von denen einige wohl noch nie solch ein Ferienprogramm miterlebt hatten und nun begeistert auf den Kinderclub warten, der im September hier beginnen soll.
Es war kein leichter Weg bis zu diesem Montagmorgen im Sozialzentrum in Minsk. Unzählige Hürden jeglicher, aber vor allem visatechnischer, Art mussten überwunden werden, bis das Team überhaupt mehr oder weniger vollständig in Weißrussland angekommen war. Dann folgte ein typischer paXan-Einsatz: wenig Schlaf, ca. 15 Arbeitsstunden pro Tag, kaum Pausen, kulinarische Abenteuer, unerwartete Herausforderungen mit kreativen Lösungsansätzen (neu in diesem Jahr war zum Beispiel die erfolgreiche Rattenjagd), aber auch viel gute Gemeinschaft und lange Gespräche, vollster Einsatz der individuellen Begabungen, Lachanfälle zu später Stunde, neue Freundschaften und sehr, sehr viele Erinnerungen, Eindrücke, Erfahrungen, Erkenntnisse … sodass sich sicherlich kein Teilnehmer unverändert auf den Heimweg machte.
Aber vorher kam ja noch der Montag, den wir uns freigehalten hatten, um uns dem zu widmen, was paXan vor allem ausmacht: Zeit mit Menschen zu verbringen und auch denen echte Wertschätzung zu vermitteln, die sonst vielleicht nicht so wertgeachtet werden. Am Vormittag öffneten wir die fertige Werkstatt für die Menschen mit Behinderung, die in diesem Sozialzentrum ihre Wochentage verbringen, und halfen ihnen beim Erforschen der verschiedenen Arbeitsstationen, die wir arbeitssicherheitsgerecht eingerichtet hatten. Dass uns dabei vier Fernsehsender filmten und unser Einsatz unter anderem abends in den „National News“ erschien, sollte nur am Rande erwähnt werden. Bis zur Mittagszeit waren Kameras, Reporter und Aufregung verschwunden und wir konnten den Nachmittag ganz in Ruhe mit den Menschen mit Behinderung verbringen: beim Basteln von Rhythmusinstrumenten, einem Rhythmus-Workshop, ein bisschen Tanzen, Geburtstag feiern und Basteln mit Ton. Zwischendrin ruhte sich der eine oder andere im Gartenraum aus und freute sich über das frische Grün in Hochbeeten und Mini-Wintergarten. Und es sind diese Stunden, die wir als paXan-Team besonders mit nach Hause nahmen: ein paar entspannte Stunden, in denen die Menschen im Mittelpunkt standen und wir aus ihrem fröhlichen Lachen und ihren dankbaren und zufriedenen Mienen dieselbe Wertschätzung erfahren durften, die wir ihnen durch diesen paXan-Einsatz vermitteln wollten.
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