paXan-Team richtet Computerlabor für die NES-Schule in Beirut ein
Die Mauernutfräse schreit. Zahlreiche Staubwolken später erscheinen zwei tiefe Furchen in der Wand. Doch damit ist die Arbeit noch nicht getan: Mit Hammer und Meißel muss der schmale Schacht freigeklopft werden, harte Knochenarbeit bei Hitze, Staub und hoher Luftfeuchtigkeit. Mal in fingerlangen Stücken, mal in winzigen Splittern bröckelt das Mauerwerk auf den sorgfältig abgedeckten, da neugefliesten Boden. Immer wieder probiert man, ob das Leerrohr schon passt? Nein, leider noch nicht tief genug: Es wird weiter gehämmert, manchmal muss auch die Fräse ein zweites Mal ran. Endlich liegen die Kanäle frei. Die Kabel werden ins Leerrohr eingezogen, dann geht es ans Spachteln … und Schmirgeln … und wieder Spachteln. Wie spachtelt man eine Wand, die von der Sonne wie eine Herdplatte erhitzt wird?? (Richtig: spät in der Nacht, wenn man vom Zedernwald zurück ist.) Und wieder Schmirgeln: Die Staubhauben türmen sich auf den schmalen Rändern der abgeklebten Steckdosen. Endlich kann saubergemacht und der Raum in schönem Kaffeebraun gestrichen werden, ein kleiner Tribut an die vielen Tassen libanesischen Espressos, die uns immer wieder mit neuer Energie versorgt haben.
Ein Computerlabor für die NES-Schule in Beirut, das klingt vielleicht erst einmal wie ein Projekt für Privilegierte. Aber in Wirklichkeit ist es dringend notwendig. Die Wirtschaft im Libanon bröckelt seit vielen Jahren, inzwischen ist eigentlich nur noch ein Trümmerhaufen übrig. In dem ehemals durchschnittlich verdienenden Land im Nahen Osten leben inzwischen über 80% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Korruption und immer wieder neue Katastrophen sorgen dafür, dass die Lage sich kontinuierlich verschlechtert. Wer kann, verlässt das Land.
Aber viele können nicht: auch die meisten der Familien, deren Kinder die NES-Schule besuchen. Eine Mehrzahl dieser Kinder hätte überhaupt keine Chance auf eine Schulbildung, wenn die Schulleitung der NES nicht alles täte, um so viele Kinder wie möglich in den engen Klassenräumen unterzubringen. Der hingebungsvolle Einsatz und die tausenden Überstunden des Personals ermöglichen hunderten von Kindern eine erfolgreiche Zukunft; einen Schulabschluss, der vor Ort hoch geachtet wird, und dazu ein gesundes Selbstbewusstsein, das Wissen, wertvoll und wertgeschätzt zu sein.
Doch trotz der derzeitigen Lage ist natürlich auch der Libanon schon längst im digitalen Zeitalter angekommen. Wenn die Schüler als Jugendliche die NES verlassen, benötigen sie grundlegende IT-Fähigkeiten, um auf dem Arbeitsmarkt oder ggf. im Studium eine wirkliche Chance zu haben. Und deshalb hoffte die NES schon seit Jahren, ein adäquates Computerlabor in der Schule einzurichten, wo die Schüler lernen können, was sie zum Überleben und Gedeihen in der modernen Welt brauchen.
Dank der großzügigen Spenden aus dem Berliner Joggathon und dem unermüdlichen Einsatz eines paXan-Teams ist diese Hoffnung nun zur Wirklichkeit geworden. Ein fünfköpfiges Team kam am 5. September in Beirut an; die Schule hatte vorher schon dafür gesorgt, dass im Mehrzweckraum die nicht mehr benötigte Bühne abgebaut und der Boden neu gefliest wurde. Das deutsche Team kümmerte sich dann zehn Tage lang um die Verkabelung unter Putz und montierte neue Steckdosen, beseitigte Wasserschäden im Raum und auf dem darüberliegenden Dach-Spielplatz, renovierte die Wände und versah sie mit neuem Anstrich. Das libanesische Team unterstützte durch unzählige Hilfeleistungen und unentwegte Ermutigung, kümmerte sich um Türen und Schränke, mobilisierte Schüler für einen Putznachmittag und montierte am letzten Tag die vorgefertigten Computer-Tische, die außerhalb der Kurszeiten heruntergeklappt werden, sodass die Halle weiterhin als Mehrzweckraum genutzt werden kann. Computerkurse für bis zu 26 Schüler können nun hier stattfinden; die ersten Laptops dafür hatte das Team gleich aus Deutschland mitgebracht.
Es war ein müdes aber sehr zufriedenes Team, das am 15. September vom libanesischen Sommer in den deutschen Frühwinter zurückflog. Noch bei keinem paXan-Einsatz haben wir so viel feinen Staub produziert, so durchgehend geschwitzt oder so effektiv unsere erledigte Arbeit unterm nächsten Arbeitsschritt wieder versteckt. Noch bei keinem Einsatz wurden wir vom Team vor Ort so herzlich umsorgt, so beständig ermutigt und uns so unaufhörlich der Segen Gottes zugesprochen. Und das ist auch ein Segen, den wir mitnehmen durften: von unseren Freunden im Libanon zu lernen, wie man auch in einer wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch aussichtslosen Situation eine solch authentische Dankbarkeit ausstrahlen kann, eine echte Lebensfreude und eine tiefe Motivation, mich dort einzusetzen, wo ich gebraucht werde.
das paXan-Team 2022 Libanon
GEBRAUCHT: Es werden noch Laptops für das Computerlabor gebraucht. Bitte keine Laptops mehr als Sachspende vorbeibringen! Wir freuen uns aber weiterhin über Geldspenden für Laptops, die im Libanon gekauft werden; 16 Laptops werden noch benötigt (pro Laptop ca. 450 EUR). Spenden bitte mit Vermerk „Computerlabor NES“ o.ä.
Vor allem aber sind wir weiterhin dankbar für jegliche Unterstützung für den NES-Studienfond, der Kindern den Schulbesuch an der NES ermöglicht. Spenden bitte mit Vermerk „NES Studienfond“ (Online-Spende); weitere Infos finden Sie auf unserer Seite zum Jahresprojekt 2020.