Seit Herbst 2021 unterstützen wir mit Förderung der Bundesregierung (BMZ) im Bezirk Khotang in Nepal ein umfassendes Dorfentwicklungsprojekt. Dieses Projekt wird eng von uns begleitet und jedes Jahr in einer etwa zehntägigen Projektbetreuungsreise das gesamte Projektgebiet und zahlreiche Haushalte besucht (etwa 25% aller Haushalte pro Reise); zusätzlich finden umfassende Gespräche mit dem Projektpersonal vor Ort sowie mit dem Personal unseres Partners im Hauptbüro statt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Beobachtungen und Gespräche ist, den Projektverlauf zu evaluieren und aufgrund der Beobachtungen Angleichungen vorzunehmen, sodass die Projektziele besser erreicht werden können.
Folgend sind einige Beispiele von Beobachtungen und Erkenntnissen sowie die Umsetzung der daraus abgeleiteten Maßnahmen.
Gemüsegärten
2022 wurde beobachtet, dass nur wenige Familien das Gelernte aus den Schulungen umgesetzt hatten. Daraufhin beschloss der Partner vor Ort, jeden Haushalt zweimal pro Monat zu besuchen und sie besonders zu ermutigen, ihre Gärten gemäß der verbesserten Methoden anzulegen. 2023 konnte hier schon eine deutliche Änderung beobachtet werden; inzwischen sind viele Gärten ordentlich angelegt und bringen höheren Ertrag.
Bewässerung
In fünf von neun Gebieten der sechs Dörfer ist die Bewässerung kein Problem; jedoch ist in den Dörfern bzw. Gebieten Upper Bahuntar, Ninglam, Jhapa und Kurle durchgehender Zugang zu Wasser eine große Herausforderung. Verschiedene Lösungen wurden hier ausprobiert: Die Haushalte werden ermutigt, die Wasserspeicher-Teiche abzudecken, damit weniger Wasser verdunstet; dies wird erst teilweise umgesetzt (allerdings ist ein zusätzliches Problem hier, dass in abgedeckten Teichen eher Dengue-Mücken brüten, daher sollten nur Teiche abgedeckt werden, in denen auch Fische gehalten werden). Außerdem werden die Haushalte weiterhin ermutigt, Abwasser nicht wegzukippen, sondern für Beete zu benutzen. Zusätzlich wurden im Rahmen eines Änderungsantrags für Jhapa, Upper Bahuntar und Ninglam größere Regentonnen als Wasserspeicher genehmigt, die im Sommer 2024 verteilt wurden; inwiefern dadurch das Bewässerungsproblem gelöst ist, wird sich noch zeigen. Für Kurle wird derzeit ein Wasserleitsystem von einem nahegelegenen Bach installiert.
Sicherheitsaspekte
2022 wurde beobachtet, dass die Wasserspeicher-Teiche besonders für kleine Kinder und Tiere eine große Gefahr bilden, da sie nicht umzäunt sind. Die Haushalte wurden ermutigt, solch einen Zaun zu installieren; bis Herbst 2023 hatten etwa 25% der Haushalte ihre Teiche und Gemüsegärten umzäunt. Ein weiteres Sicherheitsthema, das 2022 angesprochen wurde, war Bewusstsein über Erdbeben, Feuer, Erdrutsche u.ä. Der Partner hat dieses Thema in den Unterricht der Kinderzentren mit aufgenommen und wird es noch vermehrt in Selbsthilfegruppen und Hausbesuchen ansprechen.
Müllentsorgung
Auch dieses Thema wurde 2022 angesprochen, da es bisher wenig Bewusstsein für Müllentsorgung gibt. Seitdem wurde folgendes umgesetzt: in den Kinderzentren wird adäquate Müllentsorgung gelehrt; in Hausbesuchen wird das Thema angesprochen; das Projektpersonal geht mit gutem Beispiel voran. Noch umgesetzt werden soll: in den Kinderzentren oder an zentraler Stelle sollte eine große Tonne als Sammelstelle errichtet werden (und mit der Kommunalverwaltung geklärt, wie diese Tonne geleert wird); das Thema der kommunalen Müllentsorgung soll mit Selbsthilfegruppen und lokalen Führungspersönlichkeiten erörtert werden.
Verbesserte Viehzucht
Im Bereich der Viehzucht wurden verschiedene aus Beobachtungen abgeleitete Maßnahmen bereits umgesetzt. Einerseits hatten bisher wenige Haushalte begonnen, bessere Rassen zu züchten; dieses Thema wurde angesprochen und inzwischen haben zahlreiche Haushalte Zuchttiere gekauft (dies geschieht allerdings langsamer in größeren Höhenlagen, da die Zuchttiere dort das Klima nicht vertragen – daher werden hier Kreuzungen vorgenommen). Eine Überlegung, Ziegen nicht nur für Fleischproduktion, sondern auch für Milch und Käse zu nutzen, wurde aus kulturellen Gründen abgelehnt. Eine Herausforderung in 2022 war die Gesundheit der Tiere und technisches Monitoring bzw. Zugang zu einem Tierarzt. Dies wird nun von einem als Tierarzt ausgebildeten Projektteilnehmer ehrenamtlich übernommen; im Rahmen des Änderungsantrags konnten außerdem pro Selbsthilfegruppe ein Gerät für Kastration gekauft werden. Zusätzlich haben vermehrt Familien ihre Tiere versichert; dies soll noch weiter in Hausbesuchen angesprochen werden, da durch plötzliche Erkrankungen wie Schweinepest oder Unfälle immer noch einige Haushalte ihr Vieh verlieren (die Versicherung zahlt 90% des Wertes).
Unterricht in den Kinderzentren
Verschiedene Aspekte wurden 2022 angesprochen: z.B. kreativer Unterricht und bessere Materialien, Classroom Management, Sauberhalten von Büchern, Taschen, Kleidung etc. Einige dieser Aspekte wurden in einer mehrtägigen Schulung für alle Kinderzentren-Lehrer unseres Partners in Nepal im Januar 2024 angesprochen, an der auch das relevante Projektpersonal aus Khotang teilnahm.
Feedback und Beteiligung der Zielgruppe
Die Zielgruppe sollte die Möglichkeit haben, sich voll an der Projektkonzeption zu beteiligen und jederzeit ihr Feedback zu Maßnahmen und dem weiteren Projektverlauf geben zu können. Ursprünglich war die Idee, an verschiedenen Orten einen „Beschwerdebriefkasten“ aufzuhängen, in denen die Projektteilnehmer ihr Feedback einwerfen können. Stattdessen wurde eine Facebook-Seite eingerichtet, auf der alle Haushalte Kommentare hinterlassen können, sowie eine Messenger-Gruppe für die Selbsthilfegruppenleiter. Darüber hinaus haben die meisten Projektteilnehmer die Handynummer des Projektpersonals und können sich jederzeit mit Fragen und Anregungen an sie wenden.
Das Projekt in Khotang geht nun ins letzte Projektjahr; im Rahmen einer Projektreise im November 2024 wird weiter beobachtet, welche Wirkungen erzielt wurden und wo noch Angleichungen notwendig sind.