Wirkungsbeobachtung: Arche Kenia

Vor sechs Jahren unterstützte Helping Hands e.V. das erste Mal die „Arche“ Schule im Kariobangi-Elendsviertel in Nairobi, Kenia, durch ein Weihnachtsprojekt; auch die Kreisrealschule in Gelnhausen beteiligte sich im folgenden Sommer mit einem Benefizkonzert an diesem Projekt. Damals war die Arche Schule gerade dabei, ihr Programm bis zum Ende der Grundschule (Klasse 8) auszuweiten; ein neues Schulgebäude machte dies möglich.

Inzwischen ist die Schule noch weiter gewachsen und bietet 360 Schülern (Stand Oktober 2017) aus etwa 150 Familien eine sehr gute Grundschulbildung; zusätzlich besuchen 25–30 Erwachsene Abendkurse. Die Schule umfasst die Vorschule (ab 4 Jahren), Kindergarten und Grundschule (Jahrgangsstufe 1 bis 8). Für Schüler der „High School“ gibt es ein Patenschaftsprogramm; in diesem Jahr graduierten die ersten ehemaligen Arche-Kinder von der High School.

Die Schule ist im Viertel sehr gut angesehen und hat die Unterstützung der Dorfältesten, die die Eltern des Viertels ermutigen, ihre Kinder dort zur Schule zu schicken und selbst an Abendkursen teilzunehmen, und die sich mit Ratschlägen einbringen und auch mal bei Bauarbeiten selbst mit anpacken. Die Schülerzahl ist stetig am Wachsen und zahlreiche Eltern würden ihre Kinder noch gerne in der Arche anmelden; leider ist der Platz derzeit begrenzt.

Seit 17 Jahren dient die Arche Schule dem Kariobangi-Slum, indem sie Bildung möglich macht, Zukunftsperspektiven eröffnet, Hoffnung schenkt. In diesen Jahren gab es aber auch viele Heraus­forderungen zu meistern, Gelerntes wurde verarbeitet und Schulprogramme angeglichen, um wirklich allen Bedürfnissen gerecht zu werden; manches ist für die Zukunft noch geplant. Folgend ist eine Zusammenfassung der Erkenntnisse sowie Veränderungen und Entwicklungen, die dazu beigetragen haben, dass die Arche Schule heute einen echten Unterschied im Elendsviertel bewirken kann.

 

Entwicklung der Kinder: Lage der Schule und Lernumfeld

Einige Dinge waren schon von Anfang an klar, u.a. durch Erfahrungen und Gespräche, bevor das Projekt begonnen wurde. Zum Beispiel war es sehr wichtig für die Familien im Kariobangi-Viertel, dass die Schule von Kenianern gegründet und geleitet wurde und nicht von Ausländern. Noch wichtiger aber war, dass das Schulgebäude direkt im Viertel steht, denn viele Familien wollten aus religiösen Gründen ihre Töchter nicht in eine außerhalb gelegene Schule schicken; außerdem konnten die meisten sich den Bus oder andere Verkehrsmittel zu einer entfernteren Schule nicht leisten. Daher begann die Schule mit 60 Schülern in einem kleinen Gebäude mitten im Slum.

Natürlich beeinflusst das Lernumfeld den Lernerfolg der Kinder stark: Das konnte auch die Arche Schule leicht feststellen. Das erste Gebäude war klein, mit fünf engen Räumen und einem winzigen Schulhof, und bot bald kaum mehr genug Platz für alle Schüler. 2010 konnte das Grundstück nebenan gekauft werden (das ursprüngliche Gebäude wird derzeit weiterhin für die Vorschule gemietet) und der Bau eines eigenen Schulgebäudes begann. Bereits 2011 war das Erdgeschoss fertig, sodass die Schule auf die Klassen 6–8 erweitert werden konnte. 2012 war dann auch der zweite Stock fertiggestellt, sodass jede Klasse ein eigenes Klassenzimmer hatte. Bis 2013 hatte die Schule ein fertiges drittes Stockwerk, eine Mauer um den Compound für zusätzliche Sicherheit und ein neues Tor für einen „finished look“: der Stolz vieler Eltern, die ihre Kinder in eine so neu aussehende Schule schicken konnten.

Das 2015 endgültig eingeweihte Schulgebäude besteht jetzt aus 8 Klassenräumen, einer Bücherei, einem Lehrerzimmer und zwei Räumen für die Nähschule und einem weiteren Projekt. Bei der Regierung ist die Arche registriert als eine Schule mit gutem akademischen Erfolg und mit großen, gut gelüfteten Klassenzimmern; 2015 wurde die Schule als „Examination Center“ ausgewählt, wo Kinder aus anderen privaten Schulen in der Gegend ihr Abschlussexamen der Grundschule ablegen.

Es wird weiterhin daran gearbeitet, das Lernumfeld zu verbessern. Neue Schulbänke (u.a. über Helping Hands gefördert) tragen dazu bei, dass die Kinder nicht mehr zu eng sitzen müssen und so besser lernen. Die Pflasterung des Schulhofes (Frühjahr 2017) macht Sport und Spiel sauberer und sicherer; ein neuer Basketballplatz sorgt für Spaß und Aufregung in den Pausen. Im Sommer 2017 berichtete die Arche: “Nicht nur die Kinder genießen nun den schönen neuen Schulhof. Wenn am Spätnachmittag die Eltern kommen, um die Kinder abzuholen, versammeln sie sich erst einmal für eine gemütliche Runde auf den neuen Zementbänken und genießen das saubere, einladende Umfeld. Selbst die Väter suchen vermehrt den Austausch mit den Lehrern.”

Die Arche-Bücherei ist inzwischen mit einigen Büchern ausgestattet, die von Freiwilligen katalogisiert wurden; noch mehr Bücher, besonders auch für ältere Kinder, sollen angeschafft werden. Für Computerkurse stehen mehrere Computer zur Verfügung. Eine Herausforderung bilden noch die Lehrbücher. Zwar wurden 2012 durch Vermittlung des Bildungsministeriums von einer englischen Organisation Schulbücher für die Klassen 1–8 gespendet, da aber die kenianische Regierung häufig den Lehrplan ändert, werden alle drei bis vier Jahre neue Lehrbücher benötigt. Derzeit benutzen im Durchschnitt drei Kinder ein Schulbuch gemeinsam.

 

Entwicklung der Kinder: Lehrplan

Lesen, Schreiben, Rechnen … für eine umfassende – und im 21. Jahrhundert wettbewerbsfähige – Schulbildung reicht es nicht aus, nur die grundlegendsten Kenntnisse zu vermitteln. Kreativität, soziale Fähigkeiten, zeitgemäße Technik-Kenntnisse, Sport und Spiel – diese Dinge sind für die körperliche, soziale und geistige Entwicklung der Kinder ebenso wichtig wie Rechtschreibung und Mathematik. Das erkannte die Arche Schule und führte über die vergangenen Jahre einige neue Fächer und Aktivitäten in den Lehrplan ein.

So steht zum Beispiel seit 2013 regelmäßiger Musikunterricht auf dem Stundenplan, in dem auch traditionelle afrikanische Musik und Instrumente hervorgehoben werden. Die Kinder lieben diesen Unterricht und Talente werden entdeckt und gefördert. Singen und Musizieren ist ein wichtiger Aspekt der afrikanischen Kultur, und so nehmen die Eltern immer begeistert an den Aufführungen der Kinder an Schulfesten teil, wodurch auch Beziehungen zwischen Lehrern und Eltern gefördert werden.

2016 wurde ein Spielzimmer für die jüngeren Kinder eingerichtet; die Spielsachen, Autos, Puppen und Stofftiere wurden aus Deutschland gespendet. Jetzt gibt es wöchentlich bestimmte „Spielzeiten“. Für die Kinder, die solches Spielzeug sonst nur aus „teuren“ Läden kennen, sind diese Zeiten ein wichtiger Bestandteil ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung. Die Leiterin schreibt: “Sobald die Kleinen das Spielzimmer betreten, fühlen sie sich wie im Paradies”.

Die „Lesestunden“, die die Arche schon seit einiger Zeit anbietet, werden auch von ehemaligen Schülern gerne genutzt. Durch neue Bücher soll noch eine stärkere Lesekultur gefördert werden, vor allem auch während der Ferien. Dabei sollen besonders auch solche Bücher angeschafft werden, die positive Werte vermitteln und deren Geschichten hilfreich für die Kinder sind.

Seit Kurzem sind Computerkurse im kenianischen Lehrplan Pflicht. Im September 2016 begann die Arche Schule zweimal pro Woche Computerunterricht für die Klassen 5 bis 8; die Kinder nehmen mit großer Begeisterung daran teil. Dafür wurden fünf Laptops an die Schule gespendet; seit dem Schuljahr 2017 hat ein kompetenter und beliebter kenianischer IT-Lehrer den Unterricht übernommen. Geplant ist, noch mehr Computer zu kaufen, damit die Kurse auf die 4. Klasse sowie auf High-School-Absolventen ausgeweitet werden können, die nicht sofort auf die Uni gehen können. Neben weiteren Computern werden dafür auch die wichtigsten Software-Programme, ein Internetanschluss und ein Projektor benötigt.

Dass regelmäßiger Sport und Bewegung unverzichtbar sind für die Gesundheit und körperliche Entwicklung der Kinder, war den Leitern der Arche Schule wohl von Anfang an klar. Jedoch war zuerst nur wenig Platz dafür vorhanden, sodass Sportunterricht teilweise auf der Straße stattfand. Seit die Schule ins neue Gebäude umgezogen ist, stand zwar ein größerer Schulhof zur Verfügung, der aber leider keinen festen Untergrund hatte. Im Frühjahr 2017 konnte der Schulhof dann endlich gepflastert werden und ein befestigter Basketballplatz wurde eingerichtet und wird fleißig und begeistert genutzt. Auch die akrobatischen Kunststücke, die vor einiger Zeit von Ehrenamtlichen inspiriert wurden, werden nun erneut ausgebaut.

Darüber hinaus hat die Schulleitung aber auch erkannt, dass sportlicher Wettbewerb und die damit verbundene Spannung und Gemeinschaft positiv zur sozialen und psychischen Entwicklung der Kinder beiträgt, und möchte sich auch um mehr Verbindung zu anderen Schulen bemühen. Deshalb soll das Sportprogramm an der Arche Schule jetzt noch weiter ausgebaut und auch ein schuleigenes Fußballteam ins Leben gerufen werden, das dann gegen andere Schulen antreten kann.

 

Entwicklung der Kinder: Psychosoziale Aspekte

Die Arche Schule wurde gegründet in einer Gegend, wo Gewalt und Kriminalität den Alltag definieren. Die Kinder sind einen sehr rauen Umgang und harten Lebensstil gewöhnt; viele Jugendliche suchen in Gangs die Anerkennung, die sie zuhause nicht finden. Im Evaluierungsbericht 2014 zog die Schulleitung das Fazit, dass es wegen dieser schwierigen Lage im Elendsviertel besonders wichtig ist, dass die Kinder nicht nur eine gute Schulbildung erhalten, sondern ihnen auch gute moralische und ethische Werte vermittelt werden, damit das Leben der Jugendlichen nachhaltig verändert werden kann. Hier besitzt die Schule ein riesiges Potential und eine einzigartige Chance, einen langfristigen Unterschied in diesem Elendsviertel zu machen.

Über die Jahre hinweg haben die Lehrer sich mehr und mehr in das Leben ihrer Schüler investiert. Sie verbringen jetzt sehr viel Zeit mit den Kindern und schenken ihnen viel positive Aufmerksamkeit. In der Schule bieten sie für alle Kinder Seelsorge und Counselling an sowie individuelle Beratung für Kinder, wenn sie in die Pubertät kommen; dadurch haben sich die Noten in allen Jahrgängen verbessert. Zusätzlich machen die Lehrer Hausbesuche und kümmern sich um die Familien, zum Beispiel bei medizinischen Notfällen oder anderen Familienträgodien, indem sie ermutigen, Trost spenden und auch praktisch helfen.

Die Eltern sind sehr zufrieden mit der Entwicklung ihrer Kinder und loben die Schule wegen der fröhlichen Atmosphäre und der guten Disziplin, die sie in ihren Kindern sehen können. Die Arche Schule ist für viele Schüler viel mehr als ein Ort des Lernens. Sogar die Mütter sagen, dass ihre Kinder sich in der Schule mehr zuhause fühlen als daheim. Andere haben gar kein Zuhause, sondern sind Waisen oder leben bei Großeltern oder entfernten Verwandten: Die Arche ist für sie ein wirklicher Zufluchtsort.

 

Bedürfnisse der Arche-Absolventen

Aber was geschieht mit den Kindern, wenn sie von der Arche Schule absolviert haben? Natürlich ist der Traum aller Beteiligten, früher oder später auch eine High School an die Arche anzugliedern. Dafür müsste zum Beispiel das Nebengebäude gekauft und erweitert werden, das derzeit für die Vorschule gemietet wird. Doch bis dieser Traum zur Wirklichkeit werden kann, musste eine andere Lösung gefunden werden.

Denn nachdem die ersten Kinder vor fünf Jahren von der Grundschule absolviert hatten, erkannte die Arche Schule ein Problem. Zwar hatten die Kinder eine gute Grundschulbildung erhalten und die meisten auch das Examen erfolgreich bestanden. Aber die wenigsten oder keine der Familien konnten sich eine High School oder die Fahrtkosten dorthin leisten, die in Kenia zudem oft in Form eines Internats angeboten wird. Die Schulgebühren liegen bei rund 50 USD im Monat; in vielen Familien ist das bereits das gesamte Monatseinkommen der Familie.

Eine Zeitlang kamen die Absolventen – von denen viele im Examen sehr gut abgeschnitten hatten – jeden Tag in die Arche Schule und lasen in der Bücherei und manche saßen da und weinten, weil sie ihre Schulbildung nicht fortsetzen konnten. Die Lehrer hatten Mitleid mit ihnen und legten Spenden aus ihrem kleinen Gehalt zusammen, um ein paar Kindern durchs erste Semester zu helfen. Danach wurde durch Freunde der Schule ein Patenschaftsprogramm eingeführt, in dem Spender, meist aus Deutschland, für High-School-Schüler die Gebühren übernehmen. Derzeit sind etwa 20 Kinder im Programm – viele von ihnen sind Waisen – und die ersten Schüler haben jetzt nach vier Jahren von der High School graduiert und dürfen nun ein Universitätsstudium beginnen.

Obwohl schon die ersten 8-Klässler das Examen sehr gut bestanden hatten, hat sich der Durchschnitt in den letzten Jahren noch verbessert. Inzwischen bestehen fast alle das Examen; 2017 war die Arche „Spitzenreiter“ der umliegenden Schulen und der beste Absolvent aus 80 Schulen war ein Arche-Schüler. Das macht auch Eindruck über das Kariobangi-Viertel hinaus: Die beste Schülerin erhielt ein Stipendium einer Großfirma, ein anderer wurde ebenfalls lokal gesponsert. Die Hoffnung ist, dass die Resultate weiterhin so gut sind und noch mehr Schüler sich für lokale Stipendien (von kenianischen Organisationen) qualifizieren. Zusätzlich soll das Patenschaftsprogramm so weit ausgebaut werden, dass alle Arche-Absolventen die High School besuchen können.

Aufgrund der Erfolge im Counselling und der Erkenntnis, dass hier noch ein großer Bedarf besteht, wurde während der letzten Jahre ein Mentoringprogramm für 8-Klässler und High-Schoolers entwickelt. Eine Lehrerin investiert sich besonders in die 8-Klässler, lehrt sie in kleineren Gruppen „life skills“ und bereitet sie auf ein Leben nach der Arche Schule und im Internat vor (z.B. Gruppendruck, andere Moralvorstellungen etc.). Die Jugendlichen genießen diese Zeit enorm und sprechen sehr offen über brisante Themen wie Geschlechterrollen, Freundschaften, Liebe, Sex, Pornographie u.ä.

Für Ehemalige und High-Schoolers wird ein solches Mentoringprogramm während der Ferien angeboten, um ihnen bei den Herausforderungen in ihren neuen Schulen zu helfen, Fragen zu beantworten, sie zum fokussierten Lernen zu ermutigen und eine Zeit des gegenseitigen Austauschs zu ermöglichen. Auch darüber hinaus kommen die Ehemaligen und High-Schoolers regelmäßig zur Arche Schule zurück, um die Bücherei zu benutzen, Gemeinschaft zu haben oder sich Rat zu holen. Einige der älteren Kinder sind wirklich gereift und haben angefangen, sich um jüngere Schüler zu kümmern, ihnen Vorbild zu sein und in ihren Herausforderungen zu helfen. Darin werden sie auch geschult; zum Beispiel wurde 2016 ein Leadership-Kurs für die Klassen 7 und 8 und Ehemalige durchgeführt.

Seit zwei Jahren konnten auch einige Jugendliche an Feriencamps anderer Organisationen teilnehmen. Dies ist eine sehr wichtige Zeit für die Kinder, in der sie sich sozial, mental und geistlich weiterentwickeln und lernen, ihre individuellen Fähigkeiten zum Wohl aller einzusetzen. Die Leiter der Camps sind beeindruckt, wie reif die Arche Kinder sind, wie gut sie leiten und sich sozial anpassen können.

Damit ist die Arche Schule auf einem guten Weg, eines ihrer wichtigsten Ziele zu erreichen: eine grundlegende Veränderung des Kariobangi-Viertels, weg von Kriminalität und Gangmentalität und hin zu einem verantwortungsvollen Lebensstil; ein Viertel voller Kinder und Jugendliche, die sich darum bemühen, ihren Familien zu helfen, und sich in verantwortungsbewusste Erwachsene entwickeln, die in ihrem Umfeld und in ganz Kenia einen Unterschied machen können.

 

Bedürfnisse der Eltern

In Nairobi wächst die Mittelklasse, sodass die Kluft zwischen Arm und Reich sich ausweitet und die Hoffnungslosigkeit in den niedrigeren Klassen zunimmt. Vor allem der Analphabetismus ist bei den Erwachsenen ein großes Problem, aber auch fehlende berufliche Fertigkeiten. Frauen bleiben meist zuhause, verdienen sich ggfs. mit Gemüseverkauf ein geringes Einkommen.

Um das Kariobangi-Elendsviertel nachhaltig zu verändern und den Kindern auch ein besseres familiäres und soziales Umfeld und daher eine größere Chance auf eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, hat die Arche Schule schon früh Lese-, Schreib- und Mathekurse für Erwachsene angeboten. Derzeit besuchen etwa 30 Männer und Frauen regelmäßig diesen Unterricht; einige von ihnen haben ein Programm begonnen, um ihre Grundschulbildung nachzuholen und das offizielle Examen dafür zu absolvieren.

Eltern werden auch in Business Skills unterrichtet, sodass sie mehr Jobperspektiven haben und die wirtschaftliche Lage ihrer Familie verbessern können. Dafür wurde u.a. eine Nähschule ins Leben gerufen, in der jeweils 10–12 Frauen für 2–3 Jahre lernen und am Ende ein offiziell anerkanntes Examen ablegen, das ihnen ermöglicht, eine Anstellung zu finden oder ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. In der Nähschule wird auch traditionelle afrikanische Stickerei unterrichtet.

Die berufliche Bildung wird einerseits für Jugendliche angeboten, um die Gang-Mentalität zu durchbrechen und ihnen echte Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Auf der anderen Seite ist Berufsausbildung auch für Eltern da, denn die Arche Schulleitung hofft, dass dadurch in naher Zukunft mehr Eltern die Schulgebühren ihrer Kinder selbst zahlen können. Derzeit steht die Schule bei 33% lokaler Finanzierung, was verglichen mit 10% vor wenigen Jahren eine großartige Leistung ist. Jedoch hat sich die Hoffnung, dass sich durch die steigende Schülerzahl auch die Einnahmen durch Schulgebühren stark erhöhen würde, nicht so erfüllt wie gehofft, da noch viele Eltern unter der Armutsgrenze leben. Hier ist also noch einiges an Handlungsbedarf nötig.

Es wird angestrebt, dass sich die lokale Finanzierung innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 60% erhöht. Das endgültige Ziel ist, dass die Schule finanziell völlig selbsttragend wird. Derzeit sind die höchsten Kostenfaktoren die Miete des Nachbargebäudes, in dem die Vorschule beherbergt ist, die Gehälter der Lehrer, die neuen Schulbücher-Sets, die alle zwei Jahre erforderlich sind, und die Schulmahlzeit, die vom kenianischen Bildungsministerium vorgeschrieben ist.

 

Bedürfnisse der Lehrer

Und schließlich haben auch die Lehrer Bedürfnisse, sowohl um „gute“ als auch physisch und psychisch gesunde Lehrer zu sein. Deshalb werden sie seit einigen Jahren darin unterstützt, sich in verschiedenen Kursen weiterzubilden. Die stellvertretende Schulleiterin absolvierte kürzlich mit einem Grad (vier Jahre) in Education und Counselling an der Nairobi University und kann nun die Arche Schule vor dem Bildungsministerium vertreten.

Da die Schülerzahl stetig am Wachsen ist und dadurch auch die Klassen größer sind (in unteren Klassen teilweise bis zu 30 Kinder, ab der 5. Klasse nur 20–25), wird viel mehr Energie, Vorbereitungszeit und Kreativität von den Lehrern benötigt, sodass sie am Schuljahresende in der Regel sehr erschöpft sind. Um dem ein wenig vorzubeugen, wurde im Frühjahr 2016 ein wöchentliches Treffen während der Mittagspause eingeführt, in dem die Lehrer ermutigt und in ihren Herausforderungen unterstützt werden und Zeit für Austausch besteht.

 

© 2017 Helping Hands e.V. Dieser Bericht basiert auf Projekt-Updates und Evaluierungsberichten der Arche Schule aus den vergangenen Jahren. Bitte diesen Bericht (auch nicht auszugsweise) nicht ohne schriftliche Genehmigung weiterverwenden.

E-NEWSLETTER ABONNIEREN

"Engagiert. Erlebt. Erzählt." Immer aktuell!