Täglich meldet Indien neue Corona-Horrorzahlen. Wie ist das möglich in einem Land mit einigen der besten medizinischen Einrichtungen der Welt?
Indien ist nicht nur riesengroß, noch immer lebt weit über die Hälfte der Bevölkerung in Großstadtslums oder in entlegenen ländlichen Gebieten. Und je weiter man sich von den Großstädten entfernt, desto katastrophaler ist die Lage.
Dennoch gibt es mitten in der Pandemie Hoffnungslichter: Krankenhäuser wie das Reynolds Memorial Hospital (RMH) in einer entlegenen Gegend Zentralindiens (Washim, Maharashtra). Seit über 80 Jahren dient RMH jedem, der Hilfe braucht. In unmittelbarer Nähe zu RMH bildet das Nazarene Nurses Training College (NNTC) viele Krankenpfleger aus. Neben der Arbeit im Krankenhaus besuchen sie auch die umliegenden Dörfer, um Kranken zu helfen, die keinen direkten Zugang zu medizinischer Hilfe haben. Die Mitarbeiter wissen sich besonders den Menschen verpflichtet, die gesellschaftlich ausgegrenzt sind oder sich keine medizinische Behandlung in einer Privatklinik leisten können.
In den letzten Jahren haben sich für RMH neue Möglichkeiten ergeben, mit zwei der größten christlichen medizinischen Organisationen zu kooperieren, der bedeutendsten christlichen medizinischen Universität Indiens (Vellore Medical College) und der Emmanuel Hospital Association. Dadurch wuchs nicht nur die Zahl der Ärzte und Krankenpfleger, sondern die Dienstbereiche konnten erweitert werden.
Die Corona-Pandemie stellt vor allem das ländliche Indien vor riesige Herausforderungen und damit auch RMH. Inzwischen wurden Dutzende von Patienten mit COVID-19 in einem Sondertrakt von RMH eingeliefert, und fast die Hälfte benötigt Sauerstoff. Die Ärzte sind dankbar, dass rechtzeitig vor der Pandemie ein Generator zur Produktion von Sauerstoff geliefert wurde und so bisher keine Engpässe entstanden.
Daneben läuft die normale Arbeit mit Entbindungen, Operationen und Behandlungen. Ja, RMH befindet sich vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte, aber die Mitarbeiter sind überzeugt: Wir geben nicht auf, sondern werden für viele ein Hoffnungslicht in der Pandemie sein!
von Dr. Hermann Gschwandtner, Geschäftsführer (Administrativ)
Helping Hands e.V. hat das Reynolds Memorial Hospital in den letzten drei Jahrzehnten wiederholt in kleineren Projekten unterstützt. Zudem war Dr. Gschwandtner 21 Jahre lang Vorstandsmitglied bei RMH.