Noch vor wenigen Wochen wurden auf diesen Tischen nagelneue Buntstifte, Bücher und Rucksäcke von strahlenden Kinderaugen bestaunt – jetzt belegen hier fleißige Hände viele, viele Brötchen mit Käse und Wurst, um zumindest ein wenig Hunger zu lindern auf den Straßen, auf denen Menschen verängstigt warten, was kommt. Und unser Kinderzentrum in Kombinat am Rande Tiranas ist nur einer von unzähligen Orten, an dem das Leben seit dem Erdbeben am Dienstagmorgen nicht mehr so weitergeht wie zuvor.
Das schlimmste Erdbeben in Albanien seit Jahrzehnten hat mehreren Dutzend Menschen das Leben gekostet, Hunderte verletzt und weitreichende Zerstörung angerichtet. „Viele Leute sind auf der Straße, weil ihre Häuser zu stark beschädigt sind“, berichtet Gesti, der Leiter unseres Partners vor Ort. „Viele andere haben Angst, in ihre Wohnungen zurückzukehren.“
Inzwischen hat er ein Komitee von Leitern verschiedener Kirchen und Gruppen zusammengestellt, um Hilfe zu organisieren. „Wir haben Zugang zu den Zentren bekommen, die die Regierung eingerichtet hat – das war nicht einfach, aber ein wichtiger Schritt. Wir haben Brote und Wasser verteilt und eine warme Mahlzeit zubereitet für die Familien, die in Kombinat in Zelten untergebracht sind. Die Not ist groß – benötigt werden vor allem erst einmal Nahrung, Kleidung und Decken.“ Doch angesichts der großen Zerstörung ist auf alle Fälle langfristige Hilfe nötig. Zudem hat Helping Hands bereits Kontakte mit Spezialisten für Katastrophenhilfe vermittelt.
Das Epizentrum des Erdbebens lag nur etwa 30 km nordwestlich des Kinderzentrums und Kindergartens, die wir als das Helping Hands Jahresprojekt 2019 unterstützen. Wie wird es dort jetzt weitergehen?
„Wir mussten den Kindergarten und das Kinderzentrum für diese Woche schließen, weil die Regierung das verlangt hat“, erklärt Gesti. „Die Kinder haben alle große Angst. Die Erde bebt immer noch alle 10 bis 15 Minuten – so etwas haben wir noch nie erlebt. Zudem wurde das Gebäude beschädigt, in dem die Kinder ihre Mittagsmahlzeit bekommen, und die Behörden haben es als unsicher eingestuft: Wir dürfen dort nicht mehr rein.“
Natürlich hofft unser Partner, dass die Lage sich bald entspannt und Kindergarten und Kinderzentrum zeitnah wiedereröffnet werden können. Und bis dahin tun unsere örtlichen Mitarbeiter in der derzeitigen Situation von Angst und Verzweiflung für viele Familien und Kinder genau das, was sie in Kindergarten und Kinderzentrum schon seit einigen Jahren in die Tat umsetzen und auch im Namen des Kindergartens, „AM-EL“, verankert haben: sich fleißig und ehrlich einsetzen, um Hoffnung zu bringen.