Genug für ein richtiges Weihnachtsessen – Weihnachtsfreude in Albanien

Leonita* und ihre Geschwister konnten sich nicht recht auf Weihnachten freuen. Nicht nur, weil 2020 einfach ein schreckliches Jahr gewesen war. Nein, das Schlimmste: Der Vater war gestern nicht nach Hause gekommen, und damit auch kein Geld, mit dem die Familie sich Lebensmittel hätte kaufen können.

Viele mittellose Menschen in Albanien – wie Leonitas Vater – hatten sich lange Zeit ihr Einkommen damit verdient, im Müll nach Eisen und Plastik zu suchen und ihre „Ausbeute“ weiterzuverkaufen. Doch die Regierung entschied vor kurzem, eine Firma damit zu beauftragen, und machte das Müll-Durchsuchen illegal. Wie sollen die Menschen da ihre Familien versorgen! Also ging Leonitas Vater weiter zur Mülldeponie – heimlich, nachts, wenn hoffentlich alle schliefen. Aber dabei erwischte ihn die Polizei, und nun sitzt er im Gefängnis.

Der 26. Dezember war der zweite Tag ohne ihren Vater, ohne Geld, um Essen zu kaufen. Aber es war auch der Tag, an dem im Kombinat Kinderzentrum Weihnachten gefeiert wurde. Am Ende der Feier erhielten alle Kinder ein Weihnachtspäckchen aus dem Weihnachtstransport von Helping Hands. Leonita brachte es mit nach Hause – und wie groß war die Freude, als sie das Päckchen öffneten! Da war ja genug für ein richtiges Weihnachtsessen für die Familie! An dem Abend mussten Leonita und ihre Geschwister nicht hungrig zu Bett gehen.

 

Die Familien, denen unser Partner in Albanien dient, haben dieses Jahr viel durchgemacht – denn wie auch in anderen Ländern hat die Coronakrise die bereits bedürftigen Menschen am härtesten getroffen. Und ihre Lage war vorher schon prekär, da viele Familien in den Erdbeben Ende 2019 ihr Zuhause verloren hatten, und durch die Krise nun kaum mehr Hilfe erhielten. Auch zwei Schulen für etwa 700 Kinder waren zerstört.

„Dieses Jahr war wirklich nicht schön für die Kinder“, beschreibt Gesti, unser Kollege vor Ort. „Viele der Kinder konnten nicht einfach ‚zuhause‘ bleiben, weil sie kein ‚Zuhause‘ haben, oder sie hielten sich in den beschädigten Häusern auf, was sehr riskant ist, und konnten sie aber nicht verlassen wegen COVID. ‚Was sollen wir bloß tun?‘ Das haben sich die meisten Menschen in Kombinat das ganze Jahr lang gefragt.“

Aber Weihnachten ist die Zeit der Hoffnung, und auch Gesti und seine Mitarbeiter wollten gerade in dieser Zeit besonders Hoffnung spenden und den Kindern Freude schenken. Da kamen unsere Weihnachtspäckchen gerade richtig! „Wir haben uns so gefreut, als wir hörten, dass wir Weihnachtspäckchen für unsere Kinder erhalten werden. Wir haben uns sofort vorgestellt, wie wir den Kindern ein bisschen Freude bringen können und ihre fröhlichen Gesichter sehen!“ Und alle wollten mitmachen – etwa 25 Jugendliche halfen als ehrenamtliche Mitarbeiter an verschiedenen Orten bei der Verteilung und den damit verbundenen „Feierlichkeiten“.

Die 579 Weihnachtspäckchen, die Helping Hands im November nach Albanien entsenden konnte, wurden folgendermaßen verteilt:

37 Päckchen gingen an die Kinder des Kinderzentrums und weitere 43 an Kinder aus der näheren Umgebung. Die Päckchen wurden am Ende einer kleinen Weihnachtsfeier verteilt; pro Familie konnte ein Elternteil dabei sein. Die Kinder und auch ihre Mütter freuten sich sehr über dieses Weihnachtsgeschenk!

420 Päckchen wurde in der Grundschule (Vorschule bis 4. Klasse) in Kombinat verteilt. „Das war für die Kinder völlig unerwartet“, berichtet Gesti. „Sie waren sehr glücklich und man konnte ihre Freude durchs ganze Schulhaus hören! Meine Mitarbeiter erklärten, dass die Päckchen aus Deutschland sind und mit viel Liebe gepackt wurden. Viele der Eltern kontaktierten mich später und bedankten sich. Es war ein unvergesslicher Tag!“

15 Kinder in dem Dorf Sharrë erhielten Päckchen – eine Mitarbeiterin bietet dort regelmäßig Kinderstunden an. „Die Kinder hatten noch nie solch ein Geschenk erhalten und waren so glücklich!“

Die restlichen Päckchen wurden in Gorrë verteilt, etwa eine Stunde von Tirana entfernt, sowie in einem sehr entlegenen Bergdorf etwa vier Stunden Fahrtzeit außerhalb Pogradec. Im Winter hat das Dorf fast keinen Kontakt zur Außenwelt, weil die Straßen zugeschneit sind; der Kollege unseres Partners ist einer der wenigen, der die Familien dort besucht.

Die 122 Päckchen unseres holländischen Partners brachten 20 Kindern in einem Kinderkrankenhaus in Kombinat unerwartete Weihnachtsfreude; die restlichen „holländischen“ Päckchen wurden in Peze verteilt, in einem Seitental nahe Tirana, wo die meisten Familien unter der Armutsgrenze leben.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen, die durch Päckchen oder Spenden zu dieser Weihnachtsaktion beigetragen und es uns ermöglicht haben, dieses Jahr an gleich drei Orten Weihnachtsfreude weiterzugeben!  (Lesen Sie den Bericht zu Rumänien und Bulgarien.)

 

*Name geändert

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