Oase des Friedens im Nahen Osten

Chaos, Unsicherheit, Angst vor Morgen – diese Herausforderungen ist die NES-Schule in Beirut gewöhnt. Der Bürgerkrieg ist vielen noch präsent, und seit einigen Jahren geht es Schlag auf Schlag: Flüchtlingskrise, religiöse Konflikte, Revolution, katastrophale Wirtschaftskrise, dann noch die Pandemie, Explosion im Hafen, das Erdbeben … und seit vergangenem Oktober die tägliche Angst, dass der Krieg im Nahen Osten sich auf den gesamten Libanon ausweiten könnte. Hunderttausende geben auf und verlassen das Land.

Doch die NES-Schule bleibt, als eine Oase des Friedens im Chaos. 339 Mädchen und Jungs aus 17 Nationen fanden hier in diesem Schuljahr eine Zuflucht – für viele die einzige Chance auf eine Schulbildung. Und die NES bietet ihnen nicht nur eine gute Bildung und einen Ort, an dem sie akzeptiert und wertgeschätzt sind. Sie schenkt den Kindern auch einen geregelten Alltag; gerade in der derzeitigen Unsicherheit macht das einen bedeutenden Unterschied für die psychische Gesundheit. Von Basketball- und Fußballturnieren in den Pausen, kleine Belohnungssysteme für gutes Verhalten, Clubs und spezielle Kurse, bis hin zum Ausflug ins Museum: Die Lehrer lassen sich immer neue kreative Aktivitäten einfallen, um den Kindern einen positiven Alltag zu bereiten und gleichzeitig wichtige Fertigkeiten zu lehren.

Trotzdem wird auch die Not nicht ignoriert. Viele Kinder haben in ihrem jungen Leben schon Schreckliches erlebt; das Chaos und die Furcht der letzten Jahre belasten alle. Im schuleigenen Therapiezentrum finden die Schüler ein offenes Ohr, können Traumata langfristig behandelt werden; auch die Eltern finden hier Rat und Unterstützung.

Ein täglicher Kampf für viele Familien ist, ausreichend Lebensmittel zu kaufen. Auch hier kümmert sich die NES: Schon seit längerer Zeit werden einige Familien mit Essensmarken unterstützt; seit Januar erhalten dank einer lokalen NPO alle Grundschüler ein ausreichendes Frühstück. Die schuleigene Krankenschwester sorgt dafür, dass kein Kind hungrig bleiben muss.

Auch keine bürokratische Hürde ist dem Personal der NES zu hoch, um ihren Schülern einen guten Abschluss zu ermöglichen. Denn oft fehlen Kindern aus Flüchtlings- oder Gastarbeiterfamilien die nötigen Papiere, um offiziell zu absolvieren. Die Schulleiterin und ihr Team investieren Tage und Wochen, bis sie auch noch in der kompliziertesten Situation das nötige Zertifikat erkämpfen können. So konnten im Juni alle 20 Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse graduieren.

Und noch weitere Schritte hat die NES-Schule geplant, um für möglichst viele Kinder eine Oase des Friedens zu sein: Im Frühjahr absolvierten zwei Mitarbeiterinnen eine Ausbildung für Inklusion, sodass die Schule zukünftig mehr Kinder mit Behinderung oder Lernschwierigkeiten aufnehmen kann. Eine spezielle Akkreditierung soll vereinfachen, dass der Abschluss international anerkannt wird. Fürs kommende Schuljahr ist ein Programm geplant, dass Selbstbewusstsein und Resilienz der Kinder fördert. Und die Hoffnung bleibt, dass ein weiteres Grundstück gekauft und die Schule erweitert werden kann, denn bereits im Mai waren alle Schulplätze für kommenden Oktober vergeben, und täglich rufen zahlreiche Eltern an, die hoffen, dass ihr Kind eine Chance an der Schule bekommt.

Im Schuljahr 2023-24 förderten wir mit dem „NES Studienfond“ 32 Kinder aus 25 sozialschwachen Familien. Der Bedarf fürs kommende Schuljahr ist noch gestiegen. Sie können Kindern im Libanon eine gute Schulbildung und einen sicheren Zufluchtsort ermöglichen, indem Sie für den „NES Studienfond“ spenden an: Helping Hands e.V., IBAN: DE56 5075 0094 0000 022394 (zur Online-Spende).

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