Dasselbe Virus, aber dramatischere Folgen: Unsere Partner berichten aus aller Welt
„Heute hatten wir die ersten Corona-Fälle. Es ist furchtbar. Alles ist dicht. Man darf sich nicht mehr öffentlich treffen“, so schreibt Gesti aus dem ärmsten Land Europas. „Unser Kindergarten wurde für drei Wochen geschlossen. Dadurch fallen alle Einnahmen weg, und wir wissen nicht, wie wir die Mitarbeiter bezahlen sollen.“
Niemand war auf diese Katastrophe vorbereitet. Doch wie immer trifft es die besonders Benachteiligten am härtesten. Unsere Projektpartner in Südasien und Afrika, Osteuropa und dem Nahen Osten stehen vor ähnlichen Herausforderungen:
Im Libanon ist die Schule unseres Partners nun schon die vierte Woche geschlossen. Das ist besonders schlimm für die Schüler, weil ja schon im Herbst aufgrund der politischen Lage mehrere Wochen Unterricht ausfielen und viele Eltern ihre Jobs verloren haben. „Die Situation hier ist sehr kritisch“, schreibt die Schulleiterin. Besonders gefährdet sind die zahlreichen Schüler aus Flüchtlingsfamilien, die ohnehin schon ums Überleben kämpfen.
In Nepal wurden bisher zwar erst zwei Menschen positiv getestet, trotzdem sind alle Schulen und auch die Kinderzentren unseres Partners für einen Monat geschlossen. Die örtlichen Mitarbeiter überprüfen aber weiterhin regelmäßig, ob die Kinder und Eltern gesund sind, um im Zweifelsfall umgehend helfen zu können. Größere Sorge bereitet unserem Partner die finanzielle Lage: Händler begannen sofort, durch künstliche Verknappung die Preise für alltägliche Produkte und Grundnahrungsmittel in die Höhe zu treiben. Viele haben Angst, dass ihnen bald das Nötigste zum Überleben fehlt.
In Sri Lanka mussten die Kinderzentren ebenfalls vorübergehend geschlossen werden. Nachts herrscht eine Ausgangssperre und die Regierung zieht in Betracht, diese auf tagsüber auszuweiten, da sich das Virus besonders durch Menschen verbreitet hat, die sich der Quarantäne entzogen haben – wodurch auch viel Panik entstanden ist. „Es ist besonders schwierig für die Bedürftigsten, die auf ein tägliches Einkommen angewiesen sind“, berichtet unser Partner. Denn sie besitzen immer nur gerade so viel Geld, um für einen Tag einzukaufen – was sehr schwierig ist, wenn Reichere die Läden leergekauft haben. „Es ist erschreckend und herzergreifend, die Menschen so leiden zu sehen.“
In Bangladesch besuchen normalerweise knapp 5000 Kinder die ca. 50 Kinderzentren unseres Partners. Ein paar dieser Kinderzentren werden zum größten Teil örtlich finanziert – zum Beispiel ein Zentrum in Naogaon: „Die meisten Kinder hier kommen aus sehr benachteiligten Randgruppen“, erklärt unser Partner. „Aber alle möchten ihre Kinder zum Zentrum schicken, weil sie hier so gut versorgt werden. Die meisten Kosten werden örtlich getragen.“ Doch das ist jetzt sehr schwierig geworden, denn auch in Bangladesch haben sich die Preise für alltägliche Dinge teilweise um 50% erhöht. „Es wird eine große Herausforderung, all unsere Mitarbeiter zu bezahlen.“
(Unsere örtlichen Partner in Südasien überlegen derzeit gemeinsam mit unserem internationalen Förderpartner NCM, Lebensmittel und andere nötige Produkte an die bedürftigsten Familien zu verteilen. Dabei sollen sich natürlich alle Helfer an strenge Sicherheitsvorkehrungen halten, um das Virus nicht weiterzuverbreiten.)
In Albanien herrscht zwar weiterhin Ausgangssperre, zur Arbeit dürfen die Einwohner nur von 6 bis 9 Uhr morgens und 16 bis 18 Uhr nachmittags und es fehlt an vielen notwendigen Hilfsmitteln, vor allem auch in Krankenhäusern. Trotzdem konnte unser Partner bereits dringend benötigte Hilfe leisten: An viele der Familien unseres Kinderzentrums verteilten freiwillige Helfer unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen Tüten mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Die Familien waren dafür enorm dankbar, denn die meisten können sich keine Lebensmittel mehr leisten. Der Kindergarten ist weiterhin geschlossen, doch die Kinder sind zuhause aktiv und senden regelmäßig Bilder von den Bastelarbeiten, die sie unter Anleitung herstellen konnten.
In Rumänien musste unser Partner Veritas alle Programme am 12. März schließen; derzeit bis 22. April. Die Mitarbeiter können in dieser Zeit Arbeitslosengeld erhalten. Die Leiter der verschiedenen Programme (u.a. für Kinder aus benachteiligten Familien, Senioren, Menschen mit Behinderung) bleiben mit ihren Klienten in Kontakt und helfen, wo möglich.
In Kenia befindet sich die Schule unseres Partners in einem der gefährdetsten Gebiete des Landes: dem Kariobangi-Slum in Nairobi. Hygiene beachten, Kontakt meiden – das ist in einem Slum viel schwieriger oder gar unmöglich. Die Familien stehen vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, denn die meisten sind darauf angewiesen, täglich ihr Geld zum Überleben zu verdienen. Und auch hier mussten alle Schulen geschlossen werden. Das bedeutet für die Kinder der „Arche“ Schule, dass sie in den nächsten Wochen sehr hungrig sein werden, denn für viele ist sonst das Schulessen die einzige richtige Mahlzeit am Tag. Lernen per Internet oder Videokonferenz ist im Slum keine Option; dafür hat die Regierung aber angekündigt, jeden Tag bis nachmittags nur Bildungsprogramme in Radio und Fernsehen auszustrahlen. Trotzdem – den Kindern fehlt vor allem das „Zuhause“, das sie in der „Arche“ gefunden haben!
So dramatisch die Lage ist – es besteht auch viel Hoffnung. Denn unsere Partner geben nicht so schnell auf und bemühen sich heute genauso wie gestern und morgen, denen zur Seite zu stehen, die am meisten gefährdet sind.
Deshalb möchten wir auch in dieser Krise unseren Partnern unter die Arme greifen, damit ihre wertvolle Arbeit weitergehen kann und Kindern und Familien in Not geholfen wird!
Ihre Spende ermöglicht einen Neuanfang und Hilfe, wo es am Nötigsten ist. Herzlichen Dank dafür!