Kein ganz ungewöhnliches Bild in Bangladesch: Radler, die auf ihrem zu bedrohlichen Höhen beladenen Drahtesel auf schmalen Fußpfaden durch die Reisfelder flitzen. Heute könnte einer dieser Balancekünstler ein Lehrer unserer Kinderzentren sein! Seine oder ihre Mission: Hoffnung in der Not. Oder auch: Den Kindern und ihren Eltern die Mahlzeiten ermöglichen, die sie sich aufgrund des Lockdowns nicht mehr selbst verdienen können bzw. im geschlossenen Kinderzentrum nicht erhalten. Ein sehr willkommener Besuch! Die Lehrerin lädt die Pakete ab, lacht ein wenig mit den Kindern, tauscht sich aus mit den Eltern – natürlich alles maskiert und „auf Abstand“ – dann schwingt sie sich wieder aufs Rad und flitzt weiter. Bis zum nächsten Mal!
Bangladesch ist eines der Länder, in denen die Zahlen von Infektionen und Todesfällen aufgrund von Corona derzeit noch rapide ansteigen – ein Land, das ohnehin schon unter extremer Armut leidet und das mitten in der Coronakrise vom heftigen Wirbelsturm „Amphan“ heimgesucht wurde. Aber unsere Kollegen vor Ort sind Katastrophen „gewöhnt“ und so konnten sie schon in kürzester Zeit den mit ihren Projekten verbundenen Familien unter die Arme greifen, vor allem in den zahlreichen Kinderzentren.
Sie berichten, dass, nachdem die Regierung im März sämtliche Bildungseinrichtungen schließen ließ und später die Bewegungsfreiheit im Land stark einschränkte, unser Partner BNM in Absprache mit den Leitern der Kinderzentren für die Familien erste Hilfsmaßnahmen plante: „Die meisten Eltern der Kinder sind Tagelöhner, die auf Feldern arbeiten oder auf dem Bau, oder ein Kleinstunternehmen haben. Als der Lockdown begann, verloren diese Menschen ihre Arbeitsmöglichkeiten. Kleinstunternehmen sind geschlossen, und landwirtschaftliche Produkte werden nicht mehr in die Städte transportiert. Die Familien konnten sich kaum mehr eine ordentliche Mahlzeit pro Tag leisten.“
Um den Familien über die schlimmste Zeit zu helfen, verteilt unser Partner Lebensmittelpakete mit Reis, Linsen, Öl, Salz und Hygieneartikel wie Seife, Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken. Das findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Anstatt, wie sonst nach Katastrophen, Hilfsgüter an einer zentralen Stelle auszugeben, mieten sich die Mitarbeiter der Kinderzentren Fahrräder oder Fahrradtransporter und bringen die Hilfsgüter zu jeder Familie nach Hause. Dadurch können sie auch ein wenig Zeit (auf Distanz) mit den Kindern verbringen und sich erkundigen, wie es den Familien geht. Die Eltern sind sehr dankbar für diese Unterstützung!
In manchen Kinderzentren kommen ältere Kinder und holen die Pakete ab – natürlich unter Einhaltung des „social distancing“. Außerdem tragen alle Mitarbeiter Masken und Handschuhe.
Diese Verteilungen für Kinderzentren fanden inzwischen schon dreimal statt. Zusätzlich konnte BNM in Dhaka und Srimongol an insgesamt 2100 Menschen Lebensmittel- und Hygienepakete mit ähnlichem Inhalt ausgeben; nach dem Wirbelsturm Amphan im Südwesten des Landes fanden außerdem in Satkhira, Bagerhat und Khulna vier Verteilungen statt, in denen 6.200 betroffene Haushalte Pakete mit Reis, Linsen, Öl, Kartoffeln, Keksen, Seife, Waschmittel, Masken und Tabletten für die Wasserreinigung und gegen Durchfallerkrankungen erhielten; dies wurde teilweise von unserem deutschen Partner humedica e.V. unterstützt.
Da die Corona-Pandemie in Bangladesch noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat, konzentriert sich BNM derzeit noch auf die akuten Bedürfnisse der Familien. Aber natürlich möchte unser Partner den Menschen langfristig neue Perspektiven eröffnen. Wenn sich die Lage stabilisiert hat, plant BNM ein Gesundheitsprojekt in Srimongol, im Norden des Landes ein Projekt, das Landwirtschaft und alternative Einkommensmöglichkeiten fördert, sowie ein weiteres Rehabilitationsprojekt im Süden des Landes.
Wenn Sie diese geplanten Maßnahmen unterstützen und benachteiligten Familien in Bangladesch nach dieser Krise neue Hoffnung geben möchten, überweisen Sie bitte mit Vermerk „Corona Bangladesch“ oder spenden Sie online.