Gemeinsam können wir so viel!

Die NES-Schule in Beirut, Libanon, beginnt mit dem neuen Schuljahr

„Es ist einfach unglaublich – und wir sind machtlos dagegen.“ Marlene, die Schulleiterin der NES in Beirut, Libanon, findet kaum Worte, um die unfassbare Situation in ihrem Land zu beschreiben. „Der Wechselkurs unserer Währung hat sich verzehn- oder fünfzehnfacht. Ein Gehalt, das mal 1000 Dollar wert war, ist jetzt nur noch 80 Dollar wert. Die ärmeren Familien können sich nicht mal das Essen im Supermarkt leisten. Käse – unerschwinglich. Und Fleisch erst recht! Also bringen unsere Schüler trockenes Brot als Mittagessen mit. Benzin, Bücher, Kleidung … alles zehnmal so teuer wie noch vor ein paar Monaten. Und wir reden gar nicht erst über Medikamente! Wir können nur zuschauen, wie alles von Tag zu Tag schlimmer wird – und sind machtlos.“

Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – hat die NES-Schule diese Woche mit dem neuen Schuljahr begonnen. Am Mittwoch wurden die Kindergartenklassen und die Klasse 9 mit einem bunten „Back to School“-Programm willkommen geheißen, am Freitag folgen Klassen 1-3, am Montag Klassen 6-8, und am kommenden Mittwoch schließlich Klassen 4-5. Warum nur jeden zweiten Tag?

„Wir können es uns nicht leisten, jeden Tag Unterricht zu machen. Es ist fast nie Strom da, sodass unser Generator ständig laufen muss. Aber der Kraftstoff dafür ist einfach zu teuer! Und außerdem können wir von unseren Lehrern nicht erwarten, jeden Tag herzukommen. Eine Tankfüllung kostet so viel wie ein Monatsgehalt – und der Preis wird ständig noch erhöht. Man steht auch einen ganzen Tag dafür an. Deshalb haben wir entschieden, jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag Unterricht in der Schule zu machen, und für Dienstag und Donnerstag geben wir Aufgaben mit nach Hause. Online-Unterricht ist auch keine Option mehr – es hat ja fast niemand Internet oder einigermaßen regelmäßig Strom.“

Aber der Unterricht soll weitergehen, schon, um den Kindern wenigstens ein bisschen Stabilität zu geben, während die Welt um sie herum auseinanderbricht. 260 Kinder sind für dieses Schuljahr an der NES angemeldet – mehr als im Vorjahr – und fast alle brauchen finanzielle Unterstützung. Da ist der Studienfond, den wir als das Helping Hands Jahresprojekt 2020 ins Leben gerufen haben, eine riesige Hilfe! Zu den Kosten pro Kind zählen unter anderem die regulären Schulgebühren, aber auch Transport im Schulbus, Bücher, Uniformen. Schulbücher können im Zweifelsfall durch Kopien ersetzt werden, aber die Uniformen wurden auf Bitte der Eltern beibehalten, da ein T-Shirt im Laden noch viel teurer ist: „Bitte lasst unsere Kinder in Uniformen kommen, wir können uns keine andere Kleidung für sie leisten!“

Und auch andere Lösungen werden erforscht: Auf dem Dach der NES soll jetzt ein kleines Solarsystem installiert werden, das wenigstens für sechs Stunden Strom liefert und so der Generator nicht den ganzen Tag laufen muss. Dafür wurden bereits genügend Spenden versprochen. Und überall sind viel Kreativität, Geduld und Durchhaltevermögen nötig. Aber das sind die Lehrer und Mitarbeiter der NES ja gewöhnt!

„Alone we can do so little. Together we can do so much.“* – diese Worte an der Wand des Schulhofs scheinen der Aussage der Schulleiterin fast ein bisschen zu widersprechen. Natürlich: Gegen den wirtschaftlichen Zusammenbruch können die Schüler und Lehrer der NES wohl wenig tun. Aber gemeinsam können sie das sein, was sie schon seit über 50 Jahren sind: Eine Familie, die zusammenhält. Ein Zuhause für die, die sich heimatlos fühlen. Und eine Oase des Friedens im Chaos ihrer zerbrechenden Welt.

 

Wenn Sie für den NES Studienfond spenden möchten, um Kindern im Libanon den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen, dann wählen Sie bitte „NES Studienfond (Libanon)“ auf unserem Online-Spendenformular.

* Alleine können wir so wenig tun. Gemeinsam können wir so viel tun!

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