Team der NES-Schule in Beirut reflektiert über erste Schulwoche
„Ich bin so glücklich, dass ich wieder in der Schule sein kann!“ Der Fünftklässlerin Jenny* kann man die Begeisterung anhören, als am 8. Oktober an der NES-Schule in Beirut wieder der Unterricht beginnt. „Ich hab die Schule ja schon früher gemocht, aber jetzt – jetzt liebe ich sie! Das Internet ist im Libanon so schlecht, da lernt man online einfach nichts. Und hier kann ich alle meine Freunde sehn, und neue kennenlernen! Ich bin ja so froh, dass die Schule wieder offen ist!“
Tägliche Angriffe, Bombeneinschläge die gesamte Nacht hindurch … da ist jeder neue Schultag ein kleines Wunder. Inzwischen konnten alle Klassen mit dem neuen Schuljahr beginnen. Dabei gehörte zum Programm der ersten Tage nicht nur die fröhlichen „Back-to-School“ Aktivitäten, sondern auch ernstere Themen. Zum Beispiel besuchte die Psychotherapeutin der Schule jede Klasse einzeln und sprach darüber, wie man mit schwierigen Zeiten und Stress umgehen kann, ohne dass es in Trauma umschlägt, lehrte gesunde Bewältigungsstrategien und bot den Schülern einen sicheren Raum, um ihre Gefühle auszudrücken. „Ziel ist es, dass die Kinder den richtigen Fokus behalten können und die nötigen Widerstandskräfte aufbauen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen“, erklärt Schulleiterin Marlene M.
Eine ganze Woche schon hat das NES-Team durchgehalten, die „alten“ Schüler willkommen geheißen, neue Schüler integriert und Kind-um-Kind Lösungen in ihren individuellen familiären Herausforderungen gesucht. Aber das NES-Team ist sich auch des Risikos bewusst:
„Es ist eine riesige Verantwortung, die Kinder hier zu haben“, betont Josette M., die an der NES-Schule für das soziale und emotionale Wohlbefinden der Kinder verantwortlich ist. „Ich bin froh um jeden Tag, an dem die Kinder nach Hause gehen, ohne dass wir von Bomben und Luftangriffen unterbrochen wurden.
Natürlich mache ich mir Sorgen um die Kinder! Die meisten haben in den Angriffen geliebte Menschen verloren, oder haben zumindest Verwandte, die verletzt wurden. Ich kann den Schmerz in ihren Augen sehen, die Trauer, die Angst … Alles ist voller Traurigkeit, überall.
Aber trotzdem – ich bin so dankbar, dass wir die Schule öffnen konnten! Es ist wie eine Oase für die Kinder. Hier können sie lernen und spielen und Freude im Alltag finden und die schrecklichen Kriegsnachrichten eine Weile vergessen.“
Deshalb arbeitet das NES-Team weiterhin unermüdlich daran, so viele Kinder wie möglich in dieser „Oase“ willkommen zu heißen. Wenn Sie dabei mithelfen möchten, dann spenden Sie bitte mit Vermerk „Libanon“ oder „NES Studienfond“ (zur Online-Spende).
Weitere Infos zur NES-Schule bzw. dem Studienfond finden Sie auf dieser Seite.
* Name geändert