Klare Erfolge im Dorfentwicklungsprojekt in Khotang, Nepal
Wie auf einer Postkarte thront das aus hellem Stein erbaute Haus auf seiner Hügelkuppe, inmitten eines Meeres aus grünen Feldern, dahinter die blauen Bergrücken. So richtig idyllisch sieht es aus, als ob es für einen Reiseführer posiert. Aber ob der Schein trügt?
Vor drei Jahren hätte Khamraj, der das Häuschen aus lokal gesammelten Steinen selbst erbaut hat, diesen Eindruck wohl schnell berichtigt. Mit elf Personen im Haushalt – Großeltern, Eltern, vier Kinder und Bruder mit Schwägerin – und so wenig Ernte, dass der Ertrag für kaum vier Monate im Jahr reichte, hieß es immer wieder: hungern, oder noch einen weiteren Kredit zu hohem Zinssatz aufnehmen.
Aber heute ist das alles anders. Nach drei Jahren Schulungen und Input durch unser Projekt hat sich Khamraj eine richtige kleine Farm aufgebaut. Dazu gehören Kühe, Ziegen, Schweine und Hühner, alle in ordentlichen Ställen und gut gezüchtet. Ein eingezäunter Garten liefert Gemüse für die Familie, auf den Feldern wachsen grüne Bohnen, die für einen sehr guten Preis verkauft werden können. Zusätzlich verdient er noch ein Einkommen durch Holzschneiden.
„Es ist ein riesiger Unterschied zu vorher!“, betont Khamraj. „Vier Ziegen habe ich vom Projekt bekommen, jetzt habe ich acht. Durch den Verkauf kann ich meine Schweinezucht vergrößern. Eine Hühnerfarm will ich auch aufbauen. Es hat sich wirklich viel verändert! Vor allem weiß ich jetzt, wie ich Viehzucht, Ackerbau und andere Einkommensaktivitäten selber weiterentwickeln kann. Das habe ich alles durchs Projekt gelernt!“
Sorgsam erbaute Ställe, perfekt angelegte Gärten und Felder, ein sauberer Hof mit Hygiene-Station und ordentlichem Toilettenhäuschen, zur Krönung noch ein paar Blümchen – so richtig verheißungsvoll sieht es aus. Und der Schein trügt nicht!
Das umfassende Dorfentwicklungsprojekt im Bezirk Khotang, Nepal, begann im Herbst 2021 und läuft noch bis Ende April 2025. Es ist begeisternd zu sehen, was sich gerade auch im letzten Jahr dort alles verändert hat! Die 200 Projekt-Familien haben eine ganz neue Perspektive auf ihren Alltag und ihre Zukunft entwickelt. Noch vor kurzer Zeit mussten sie auch für alltägliche Ausgaben Kredite mit hohem Zinssatz aufnehmen und hatten keine rechte Vorstellung davon, wie sie ihre Viehzucht, den Ackerbau oder Kleinsthandel wie einen Dorfladen durch sinnvolle Investitionen weiterentwickeln können.
Aber jetzt haben Khamraj und seine Nachbarn klare Pläne und Ziele. Sie wissen, wie sie ihre Unternehmen selbst kontinuierlich verbessern und aufbauen können. Die alltäglichen Dinge können sie sich jetzt leisten; sogar für die weiterführende Bildung ihrer Kinder können die meisten etwas zurücklegen. Wenn sie einen Kredit brauchen, holen sie sich den zu einem angemessenen Zinssatz aus ihrer Selbsthilfegruppe. Das hat dazu geführt, dass es inzwischen in diesem Gebiet von Khotang keine Kredithaie bzw. Institutionen mit schlechtem Zinssatz mehr gibt!
Und auch wenn die finanzielle Förderung durchs Projekt zu Ende ist, geht es in Khotang weiter. Im Herbst 2024 haben die Projekt-Familien eine Kooperative gegründet, die große Ziele hat. Unter anderem sind die Mitglieder bereits dabei, ein funktionierendes Marktsystem aufzubauen, sodass die Haushalte nicht nur genug produzieren, sondern ihren Ertrag auch für angemessene Preise verkaufen können.
„Durch den Verkauf ihrer Produkte wird sich jeder Haushalt selbst versorgen können – alle werden so sein“, erklärt einer der Männer im Leitungsgremium bei ihrem ersten Treffen. Voll Zuversicht sind die Frauen und Männer, dass sie auch nach Projektende die Maßnahmen selbstverantwortlich weiterführen werden. „Gemeinsam schaffen wir das! Auch wenn wir nicht wissen, was die Zukunft für uns bereithält – gemeinsam können wir die Herausforderungen bewältigen und uns weiterentwickeln.“