Simeon* ist sechs Jahre alt und lebt in Manaselska reka, einem Bergdorf in Bulgarien. Er besucht im Nachbarort Vidrare den Kindergarten. Mit seinen Eltern und seinem Bruder lebt er gemeinsam mit den Großeltern, zwei Onkeln mit Behinderungen und einem kleinen Cousin in einem Haus. Oft lassen seine Eltern ihn und den jüngeren Bruder allein, um im Ausland zu arbeiten und die Familie zu versorgen. Aufgrund der Corona-Situation sind Simeons Eltern nun wieder zu Hause, aber das Familieneinkommen ist drastisch gesunken. Wie erfreut und dankbar waren sie alle über das Päckchen „Weihnachtsfreude“! Und nach den Weihnachtsferien brachte Simeon seine Süßigkeiten mit in den Kindergarten, um sie mit seinen Freunden zu teilen. Er erklärte: „Die sind von den guten Menschen aus Deutschland!“
Als im Spätsommer 2020 klar wurde, dass aufgrund der Corona-Situation in diesem Jahr keine selbstgepackten Weihnachtspäckchen nach Bulgarien gesendet werden können, überlegte Helping Hands e.V. mit seinem bulgarischen Partner eine Alternative. Dank großzügiger Spenden für die Weihnachtsaktion konnten dann stattdessen Lebensmittelpakete vor Ort eingekauft werden – eine Herausforderung, da viele Läden aufgrund der Hamsterkäufe die maximale Abgabemenge eingeschränkt hatten. Aber auch das meisterten unsere örtlichen Mitarbeiter: „Ich musste die Großhandelslager kontaktieren. Nachdem wir ihnen unser Projekt beschrieben hatten, haben alle uns gute Rabatte gegeben – zum Beispiel konnten wir so pro Haushalt 25 kg Mehl kaufen statt 20.“
Vier Tage lang kauften die Mitarbeiter ein, transportierten die Lebensmittel und packten sie in einzelne Pakete pro Haushalt. Dann ging es ans Verteilen: zwei Tage in Tarnava und Altimir und zwei Tage in der Gegend um Vidrare. Zahlreiche Ehrenamtliche halfen mit und machten es zu einem wahren Gemeinschaftsprojekt. Und alle konnten sich über die überraschten Gesichter der beschenkten Familien freuen!
Insgesamt erhielten 40 Haushalte in Tarnava, Altimir, Vidrare, Dzurovo, Manaselska reka, Osikovitsa and Ravnishte Weihnachtsfreude-Pakete. In der Hälfte der Familien leben Kinder mit Behinderungen und in allen Haushalten ein oder zwei Senioren, die sich kaum ihre benötigte Medizin leisten können. Erschwerend kommt in diesem Jahr hinzu, dass aufgrund der Corona-Situation viele Familien oder Erwachsene aus Großstädten oder dem Ausland zu ihren Großeltern auf dem Dorf zurückgekehrt sind, um dort irgendwie die Krise zu überleben – oft mit einem einzigen Einkommen für zahlreiche Familienmitglieder.
Die Pakete enthielten pro Haushalt: 25 kg Mehl, 12 Liter Sonnenblumenöl, 10 kg Kartoffeln, 3 kg Orangen bzw. Mandarinen, 2 kg Bohnen, 1 kg Reis, 2 Packungen Nudeln, ein Pfund Kaffee, 2 Flaschen Shampoo, 4 Stück Seife, 10 Packungen Taschentücher sowie Tüten mit Süßigkeiten und Schokolade für jedes Kind.
„Es war so eine Freude für uns, dieses Projekt umzusetzen“, schreibt Zhana, unsere Kollegin vor Ort. „Vielen herzlichen Dank für den riesen Einsatz auf eurer Seite, und dass ihr bereit seid, euren Segen mit den bedürftigen Familien aus unseren Dörfern zu teilen. Danke, dass ihr uns damit erlaubt, ‚Kanäle des Segens‘ für so viele Menschen zu sein!“
Einer dieser Menschen ist die kleine Christina*. Mit ihren Geschwistern und ihrem Vater lebt sie bei ihren Großeltern im Dorf Altimir. Ihre Geschwister gehen in die Schule in Tarnava und sie besucht den örtlichen Kindergarten. Ihre Mutter hat die Familie kurz vor Weihnachten verlassen, wortlos und ohne sich von ihren Kleinen zu verabschieden. Wie soll man da Weihnachten feiern! Aber inmitten all dem Kummer zauberte das Päckchen „Weihnachtsfreude“ ein Lächeln in die Gesichter der Kinder. Sie waren so aufgeregt! „Christina sprang auf und ab, rannte herum und machte so viele freudige Geräusche, dass uns die Tränen kamen“, berichten die Mitarbeiter vor Ort. „Wir waren dankbar, dass wir der Familie in dieser schweren Zeit ein wenig Licht bringen konnten – ‚Weihnachtsfreude‘ hat es möglich gemacht!“
Zusätzlich zu den 40 Lebensmittelpaketen konnten aus den Spenden der Weihnachtsaktion noch Lebensmittel, Süßigkeiten und Desinfektionsmittel für die „Schutzhäuser“ in Vidrare und Pravets bezahlt werden; dort leben 22 Kinder und Erwachsene mit Behinderungen.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen, die durch Päckchen oder Spenden zu dieser Weihnachtsaktion beigetragen und es uns ermöglicht haben, dieses Jahr an gleich drei Orten Weihnachtsfreude weiterzugeben! (Lesen Sie den Bericht zu Rumänien und Albanien.)
* Name geändert